Das musste wohl irgendwann kommen. Der Chef der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau, Jörg Franzen, hat mit Blick auf steigende Kosten beim geplanten Schumacher-Quartier in Berlin-Tegel vorgeschlagen, dass die kommunalen Wohnungsunternehmen ihre Einnahmen durch den Verkauf von Eigentumswohnungen aufbessern. Auf diese Weise sollen die Mieten in den übrigen Neubauwohnungen bezahlbar gehalten werden.
Ja, keine Frage, erst mal mutet der Vorschlag etwas merkwürdig an, weil es in Berlin ja bekanntlich nicht an Eigentumswohnungen mangelt, sondern vor allem an bezahlbaren Mietwohnungen. Gleichwohl sollte die Anregung nicht sofort verworfen werden. Wenn die Einnahmen aus den Verkäufen dazu genutzt werden, die wegen hoher Baukosten steigenden Neubaumieten zu bremsen, sollte zumindest darüber diskutiert werden. Denn für umfangreiche Förderprogramme oder Zuschüsse haben weder das Land Berlin noch die landeseigenen Wohnungsunternehmen das Geld.
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Berlin drücken Schulden
Berlin hat noch lange nicht zur wirtschaftlichen Stabilität aus der Zeit vor der Corona-Pandemie zurückgefunden. Und die Schulden, die zur Bewältigung der Krise aufgenommen wurden, drücken schwer. Die landeseigenen Unternehmen müssen derweil ein riesiges Neubau-Programm bewältigen, sind aber zugleich zu einer zurückhaltenden Mietenpolitik verpflichtet.
Bevor die landeseigenen Wohnungsunternehmen in den Verkauf von Eigentumswohnungen einsteigen, müssten freilich die Bedingungen klar definiert werden. So dürfen die Unternehmen den Markt nicht weiter anheizen, sondern müssen mit vertretbaren Kaufpreisen Angebote für eine Klientel machen, die auf dem Immobilienmarkt sonst nicht zum Zuge käme. Denn schließlich haben die Eigentumswohnungen in Berlin mittlerweile ein Preisniveau erreicht, das sich nur noch Gutverdiener leisten können.