Berlin-Gesundbrunnen: Preis für Demokratie und Toleranz 2016 geht an Yousef Ayoub aus dem Soldiner Kiez
Berlin - Als Yousef Ayoub klein war, wurde er nachts öfter von Schüssen oder Geschrei geweckt. Ayoub, drittjüngstes von acht Kindern, ist im Soldiner Kiez im früheren Berliner Bezirk Wedding aufgewachsen – einem Problemviertel, in dem die soziale Not der Bewohner ebenso groß war wie ihre Perspektivlosigkeit und das deshalb oft in den Schlagzeilen war. Nun aber ist es Ayoub, der sein Viertel in die Schlagzeilen bringt – mit einem Preis für Demokratie und Toleranz.
Viele Jahre lang war der Soldiner Kiez eine No-go-Area. Hatte dort die Polizei zu tun, rückte gleich eine Hundertschaft an – um Gewalt-Eskalationen zu vermeiden. Und auch heute sprechen die Zahlen nicht für den Kiez: Jeder zweite Bewohner lebt von staatlicher Unterstützung, zwei von drei haben einen Migrationshintergrund, ebenso viele Kinder wachsen in Armut auf. Doch heute kann der Kontaktbereichsbeamte unbehelligt Streife laufen, und viele, die dort wohnen, wollen nicht mehr weg.
Fußballspiel
Maßgeblich zu verdanken sind die Veränderungen dem Engagement des heute 32 Jahre alten Yousef Ayoub, der als Erzieher an einer Grundschule im Kiez arbeitet. Er war 25, als er auf eigene Initiative bei der Polizei vorsprach und vorschlug, Polizisten und Jugendliche aus dem Viertel sollten einander näher kennenlernen – bei einem Fußballspiel. Gegen viel Skepsis und Widerstand organisierte Ayoub 2009 das Spiel.
„Wenn man einander kennt, geht man anders miteinander um“, sagt der zweifache Familienvater. „Nur so können Vorbehalte abgebaut werden.“ Das Fußball-Spiel war nur der Anfang. Heute beteiligen sich 28 Vereine und Initiative im „Kiezbezogenen Netzwerkaufbau“, wie Ayoub seinen Verein genannt hat.
Inzwischen gibt es zunehmend Anerkennung für diese Form des zivilgesellschaftlichen Engagements, jetzt erreichte Ayoub ein Anruf der Bundeszentrale für politische Bildung, dass sein Verein mit dem Preis für „Demokratie und Toleranz 2016“ ausgezeichnet wird, als eines von bundesweit 84 Projekten.
Mit dem Geld kann die Arbeit weitergehen
Mit bis zu 4000 Euro ist der Preis dotiert, Ayoubs Verein bekommt die Höchstsumme. „Eine Auszeichnung dokumentiert immer auch, wie wichtig etwas ist“, sagt der junge Mann. Und das Geld sei Garant dafür, dass die Arbeit weitergehen kann.
Dass ausgerechnet er zum Stifter dieser Kooperation im Soldiner Kiez wurde, begründet der Moslem Yousef Ayoub mit seiner Herkunft und seiner Religion. „Meine Eltern haben mir mit auf den Weg gegeben, dass wir Menschen eine Bereicherung füreinander sein können. Egal, woher wir kommen.“