Berlin Marathon 2012: Alle Bilder des Berlin Marathon

Berlin - Fast vergisst man es: Der Berlin-Marathon ist ein internationaler Sportwettkampf, ein knallharter Lauf für Profis und Laien, der viele an die Grenze der körperlichen Belastung treibt. Doch die hunderttausenden Zuschauer, die stundenlang an der 42,195 Kilometer langen Laufstrecke stehen, verwandeln das Sportereignis zu einem großen Straßenfest.

An der gesamten Strecke klatschen Zuschauer Beifall, feuern die Läufer mit Bravo-Rufen an, mehr als 80 Bands spielen, etliche trommeln und trompeten, viele haben Rasseln und Trillerpfeifen dabei, selbst gemalte Schilder und Plakate („Erika, Du schaffst das schon!“), sie tragen auch T-Shirts mit den Namen der Läufer. Neben dem Karneval der Kulturen und dem Christopher Street Day gehört nun also auch der Berlin-Marathon zu den unterhaltsamen Großereignissen der Stadt.

Berliner und Touristen feiern entspannt, freuen sich und blinzeln gut gelaunt in die Sonne. Die Sperrungen in der Innenstadt machen zudem aus viel befahrenen Straßen autofreie Zonen.

Auf der gesamten Strecke haben Zuschauer ein Unterhaltungsprogramm vorbereitet. „Wir wollen die Läufer motivieren“, sagt Nick Schneider von der Sportgruppe Capoeira Alegria Combat. 20 Mitglieder der Gruppe tanzen vier Stunden lang auf der Kreuzung Mehringdamm/Gneisenaustraße in Kreuzberg. Schon Vierjährige zeigen Übungen der brasilianischen Kampfsportart, dazu singen die Sportler. Nick Schneider erzählt, vor allem Läufer, die Capoeira kennen, bleiben kurz stehen oder drehen eine Extrarunde um die Gruppe.

Ein paar Kilometer weiter, vor dem Jazzclub Yorckschlösschen an der Yorckstraße, spielt eine Bigband an der Laufstrecke. In den nahen Straßencafés sitzen die Gäste beim späten Frühstück, manche trinken ihr erstes Bier. Die Gäste schauen zu den Läufern und hören die Musik des Crocodile Princess Jazz Orchesters. „Für uns ist das auch ein Marathon“, sagt Bandleader Dietrich Koch. Denn länger als zwei Stunden müsse die Band ohne große Pausen spielen, so lange dauert es, bis der letzte Marathon-Läufer vorbeigekommen ist. Vielen Läufern gefalle die Musik, sagt Koch. „Sie laufen zu den Musikern, manche küssen uns auch.“

Eine Gruppe fällt auf am Straßenrand. Auf dem Rückenteil ihrer gelben T-Shirts steht der Spruch: „Der Kopf ist leer, die Beine brennen, Micha, hör nicht auf zu rennen!“ Auf der Vorderseite ist Michas Gesicht zu sehen, er läuft den Marathon zum dritten Mal. Seine Frau Lena Süß hat die Shirts an die ganze Familie verteilt: Schwester, Schwager, Schwiegereltern, Cousine. Alle feuern Micha an.

Am Versorgungsstützpunkt kurz vor den Yorckbrücken betreut Sharice Lücke die vielen bunten Spezialtrinkflaschen, die einfallsreich verziert auf langen Bänken an der Laufstrecke stehen. Denn manche Läufer trinken kein schnödes Leitungswasser, sie wollen ihre Spezialmischung. Isotonische Getränke, Fruchtsäfte, Energydrinks. Damit jeder Läufer seine Flasche – es liegen auch Stullenpakete daneben – schon von weitem gut erkennt, sind die Getränke mit Fähnchen, bunten Wimpeln, der Startnummer und dem Namen des Sportlers versehen. Manche greifen dann aber doch daneben, anderen fällt die Flasche aus der Hand. „Wir dürfen die Flaschen den Läufern nicht hinterhertragen“, sagt Sharice Lücke.

Auf die ganz persönliche Versorgung hat sich Piet van der Hulst aus den Niederlanden vorbereitet. Seine Frau und seine Tochter gehören zu den 30 Teilnehmern des Sportclubs Lisse in Südholland. 20 Angehörige stehen gut erkennbar in orangen Perücken, Pullovern und T-Shirts an der Strecke, Schokoriegel und Trinkfläschchen drücken sie ihren Läufern in die Hände. „Dieser Marathon ist so fabelhaft“, sagt Piet van der Hulst. „Und Berlin ist so exzellent, wir bleiben bis Mittwoch hier.“