Berlin-Mitte: Befreit die Schlossfreiheit von Denkmälern!
Berlin - Im Märkischen Museum zeigen einige Gemälde ein Berliner Viertel, das seit mehr als 120 Jahren verloren ist: die Schlossfreiheit. Unter dem Großen Kurfürsten waren die zehn Häuser seit 1672 direkt neben dem heutigen Kupfergraben entstanden. Sie erinnerten an niederländische Grachtenhäuser: Vorne Straße, hinten der direkte Zugang zum Wasser. Allerdings wohnten hier zunächst nur wenige Kaufleute, vor allem hingegen Angestellte des kurfürstlichen Hofes und Adlige.
Nach dem Ausbau des Schlosses im frühen 18. Jahrhundert wurde die Häuserreihe zunehmend Teil der bürgerlichen Stadt, hier gab es erlesene Ladengeschäfte, eine Tapetenfabrik, das Café Josty mit seiner berühmten Veranda hin zum Wasser. Immer wieder wurden die Häuser erweitert, umgebaut, saniert. Bis 1896. Dann beschloss Kaiser Wilhelm II., die Häuser abreißen zu lassen. Erstens sollte damit auch das Berliner Schloss, so wie zur gleichen Zeit unzählig viele Kathedralen und Stadtkirchen, „freigelegt“ werden. Eine städtebauliche Maßnahme, die auch im Fall des Berliner Schlosses nicht guttat, es verlor jeden Maßstab, wirkte nun nicht mehr kraftvoll barock-bewegt, sondern klotzig und schwer. Außerdem ließ Wilhelm II. an dieser Stelle ein National-Denkmal für seinen Großvater errichten, wegen des reichen Schmucks mit Tieren auch „Wilhelm im Zoo“ oder „Wilhelm in der Löwengrube“ betitelt.
Es kann nur besser werden
Dies Denkmal wurde 1949 von der DDR abgerissen, einige der Skulpturen und der monumentale Sockel mit den kostbaren Mosaiken sind erhalten. Bisher standen sie in Gefahr, für den Bau der „Goldenen Wippe“, des Einheits- und Freiheitsdenkmals zerstört zu werden. Nun, nachdem der Bundestag dieses Projekt unter allgemeinem Beifall zu den Akten gelegt hat, kann neu nachgedacht werden.
Am 25. Januar soll der Haushaltsausschuss des Bundestags noch einmal über die Goldene Einheitswippe und die Frage debattieren, ob an ihrer Stelle die Säulenreihen des einstigen Kaiserdenkmals wiederentstehen. Viel interessanter wäre es, darüber nachzudenken, wie an dieser Stelle wieder Zivilität in die Umgebung des neuen Humboldt Forums einziehen könnten. Es kann nur besser werden als alles, was bisher hier geplant war und ist.