Nächster Halt Köpenick: Ein neuer Regionalbahnhof für den Osten Berlins
Schneller zu Union, schneller nach Brandenburg: Nun ist die Genehmigung da. Wann geht es los?

Berlin - In einer halben Stunde zum Bahnhof Zoo, in rund 40 Minuten nach Frankfurt (Oder), in knapp 50 Minuten nach Potsdam. Der Osten von Berlin bekommt eine bessere Bahnverbindung. Für den geplanten Bau eines Regionalzughalts in Köpenick liegt nun die Genehmigung vor. „Die Deutsche Bahn startet im Frühjahr 2023 mit dem Umbau des S-Bahnhofs zum S- und Regionalbahnhof“, teilte ein Bahnsprecher am Dienstag mit. Mit der Fertigstellung wird für Juli 2027 gerechnet. Der neue Bahnsteig, an dem die Züge der Regionalexpresslinie RE1 halten sollen, entsteht neben dem jetzigen S-Bahnhof.
Jahrelang hatten das Land Berlin und die bundeseigene Deutsche Bahn (DB) um das Vorhaben gerungen. Die Senatsverwaltung setzte sich schon früh dafür ein, in Köpenick den Halt von Regionalzügen zu ermöglichen. Nicht nur, dass die bis 1920 selbstständige Stadt ein wichtiges Zentrum ist: Der Bahnhof gilt auch als bedeutender Knotenpunkt des Nahverkehrs. Außer den Zügen der S-Bahn-Linie S3 haben dort derzeit drei Straßenbahn- und vier Buslinien ihre Stopps. Damit nicht genug: Nach 15 Minuten Fußweg erreichen Fußballfans das Stadion an der Alten Försterei des 1. FC Union. Der Senat rechnete mit im Schnitt 5500 Ein- und Aussteigern pro Tag auf dem neuen Regionalbahnhof, bei Union-Spielen und anderen Veranstaltungen noch mehr. Nach früheren Plänen sollten die Bauarbeiten 2013 beginnen, für 2015/16 wurde mit der Fertigstellung der neuen Station in Köpenick gerechnet. Doch daraus wurde nichts.
Drittes Gleis - vor allem für Güterzüge
Die Bahn befürchtete jedoch lange Zeit, dass der Regionalverkehr durch den zusätzlichen Halt ausgebremst wird. Weil viele überregionale Güterzüge durch Köpenick rollen, wurden weitere Beeinträchtigungen erwartet. Zudem werde die S-Bahn Fahrgäste verlieren, weil Fahrgäste auf die schnelleren Regionalexpresszüge umsteigen, hieß es.
Im Oktober 2015 gelang dem Senat die Einigung. Der Bund, die DB und das Land kamen überein, mit dem Bau eines dritten Hauptgleises zwischen dem alten Köpenicker Güterbahnhof und dem Abzweig Stadtforst, wo die meisten Güterzüge auf den Berliner Außenring abbiegen, die Kapazität zu erhöhen. Auf dem Bahnkörper, der in Hochlage die Bahnhofstraße überbrückt, befindet sich derzeit neben zwei S-Bahn- und zwei Fernbahngleisen bereits ein weiteres Gleis. Es wird aber nicht mehr genutzt.
Bis zu 795 Sitzplätze pro Zug
Der Planfeststellungsbeschluss für den Bau des Regionalbahnhofs und die Umgestaltung eines rund 3,2 Kilometer langen Streckenabschnitts datiert vom 27. Januar. Nach bisherigen Darstellungen entsteht zwischen den durchgehenden Hauptgleisen ein Bahnsteig für den Regionalverkehr. Er wird 220 Meter lang, 76 Zentimeter hoch und auf 40 Meter Länge überdacht, hieß es. Zwei Treppen und ein Aufzug führen vom Empfangsgebäude des Bahnhofs zu dem Regionalbahnsteig hinauf. Östlich entsteht eine Personenunterführung mit Treppen zum S- und Regionalbahnsteig.
Die Erreichbarkeit des S-Bahnsteiges wird durch einen neuen westlichen Zugang mit Personenüberführung der Bahnhofstraße und einen neuen Zugang aus der östlichen Personenunterführung verbessert, teilte die Bahn am Dienstag mit. Im Bereich des östlichen Zuganges werde zudem auch ein weiterer Aufzug errichtet. „Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Köpenick wird in Richtung Elcknerplatz verbreitert. Darüber hinaus werden Stützbauwerke und rund vier Kilometer Schallschutzwände gebaut sowie vier Eisenbahnbrücken erneuert und erweitert“, so die Bahn weiter.
Das Verkehrsprojekt gilt als kompliziert. Auf relativ beengtem Platz müssen mehrere Bauzustände abgewickelt werden. Erschwert und verlängert werden die Arbeiten dadurch, dass der Verkehr aufrechterhalten werden soll. Allerdings werden den Fahrgästen Sperrpausen am Wochenende, zum Teil aber auch über mehrere Tage hinweg unter der Woche nicht erspart bleiben, hieß es. Sowohl der Verkehr auf der S-Bahn-Linie S3, der bereits in den vergangenen Jahren immer wieder wegen Bauarbeiten unterbrochen werden musste, als auch der auf der Regionalexpresslinie RE1 werden davon betroffen sein, so die Bahn. Fernzüge von und nach Polen werden zeitweise umgeleitet.
Regionalbahnnhof Karlshorst wurde 2017 geschlossen
Die Züge der Linie RE1, die derzeit Köpenick noch ohne Halt durchfahren, verkehren täglich im Halbstundentakt. Mitte Dezember 2022 übernimmt die Ostdeutsche Eisenbahn, kurz ODEG, den Betrieb von der Deutschen Bahn. Das Unternehmen setzt unter anderem neue Siemens-Triebzüge vom Typ Desiro HC ein. Künftig wird die Linie (Teil des Netzes Elbe-Spree) in der Hauptstadtregion während der Hauptverkehrszeiten alle 20 Minuten bedient - mit bis zu 795 Sitzplätzen pro Zug, wie die ODEG mitteilt.
Während der 90er-Jahre hielten Züge von und nach Frankfurt (Oder) in Karlshorst. Die Berliner Linienchronik im Internet weist den Halt des RE 1 in Karlshorst letztmalig im Jahresfahrplan 1998/1999 aus, heißt es bei Twitter. Seit Dezember 2017 ist der Regionalbahnhof, auf dem zuletzt Züge der Linien RE7 und RB14 stoppten, komplett außer Betrieb. Seitdem befinden sich die von Köpenick aus nächsten Halte des RE1 am Ostkreuz und in Erkner.