Berlin-Kultusminister ist schon seit Jahrzehnten kein Job für schwache Nerven. Jetzt, da das neue Schuljahr beginnt, müssen die Damen und Herren jedoch besonders hart im Nehmen sein. Schon bevor Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag vor die Presse trat, war klar, dass danach niemand zufrieden sein würde. In dem ohnehin stark emotionalisierten Schul- und Kitabereich kommen vor dem neuen Corona-Schuljahr Forderungen auf, die sich teilweise direkt widersprechen – nicht zuletzt, weil auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Verbreitungsrisiko des Virus bei Kindern und Jugendlichen nicht eindeutig sind.
Ab kommender Woche wird an Berliner Schulen der Regelbetrieb wieder aufgenommen, an Kitas läuft er schon längst. Für viele Eltern, die dringend Vollzeit arbeiten müssen, ist das eine riesige Erleichterung. Auch Experten sagen: Physische Anwesenheit ist wichtig, gerade Kinder brauchen Präsenz und Kontakt, um zu lernen und zu gedeihen. Andere trauen sich nicht, ihre Sprösslinge in die Schule zu schicken, weil sie zur Risikogruppe gehören. Denn der Preis für den Regelbetrieb ist, dass eine Regel fällt: Der Corona-Sicherheitsabstand wird in Berliner Schulen nicht mehr eingehalten werden.
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Dann: die Maskenpflicht. In Berliner Schulen gilt sie auf Fluren, Gängen und in Treppenhäusern. Vielen Schülerinnen und Schülern geht das zu weit, anderen nicht weit genug. Als am Montag bekannt wurde, dass Nordrhein-Westfalen die Mund-Nasen-Bedeckung bis 31. August auch im Unterricht vorschreibt, fragten Lehrkräfte und Eltern in Berlin: Warum bei uns nicht? Von vornherein richtig machen kann Scheeres momentan nicht viel. Ihre Aufgabe ist es wohl vor allem, überzeugende Notfallpläne bereitzuhalten, sie rechtzeitig vorzustellen und genau zu begründen. Denn zu Infektionsfällen an Schulen wird es auf jeden Fall kommen.