Berliner Bierfestival: Biertrinken gegen Nazis

An diesem Freitag beginnt das 18. internationale Berliner Bierfestival. Bis Sonntagabend kommen bis zu 700.000 Menschen auf der Karl-Marx-Allee zusammen, um gemeinsam Bier zu trinken. An einem der auf dem Volksfest vertretenen Stände bietet das Berliner Sozialunternehmen Quartiermeister sein Bier an.

Hinter der Idee, mit Biertrinken Gutes zu tun, stecken die Wahlberliner David Griedelbach (27) und Peter Eckert (28). Vor zwei Jahren haben sich die beiden Sozialunternehmer voll und ganz dem Projekt Quartiermeister verschrieben. Sie verkaufen Bier aus einer familiengeführten Privatbrauerei in Wittichenau (Sachsen), etwa 160 Kilometer von Berlin entfernt. Die Gewinne gehen komplett an soziale Initiativen in den Berliner Kiezen.

Nutzer stimmen online über Förderauswahl ab

Welches Kiez-Projekt gefördert wird, darüber entscheiden durch eine Vorauswahl zunächst der Quartiermeister-Verein, der momentan aus 30 Mitgliedern besteht, und dann die Nutzer, die auf der Internetseite für ihre Lieblingsinitiative abstimmen können.

Pro Quartal werden aktuell 3000 Euro Gewinn ausgeschüttet, die sich auf drei Projekte verteilen. Generell werden soziale und kulturelle Initiativen gefördert, wie zum Beispiel die Bürgerinitiative gegen Mieterhöhungen Kotti & Co, das Flüchtlingscamp am Oranienplatz, das sich von den 750 Euro Spendengeld ein Küchenzelt kaufen konnte, oder das Kaffee Bankrott, ein Treffpunkt für Obdachlose.


Beim Bierfestival auf der Karl-Marx-Allee kooperiert Quartiermeister zum ersten Mal mit dem Netzwerk „Berlin gegen Nazis“, das sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus in der Stadt einsetzt. Von einem Teil der Erlöse soll ein Bierdeckel produziert werden, der über das Anti-Rassismus-Netzwerk informiert.

David freut sich, dass das Bierfestival, das noch bis vor wenigen Jahren vor allem in linken Kreisen als tendenziell rechte Veranstaltung galt, sich inzwischen sogar lokal engagiert: „Der Hauptorganisator der Biermeile, Lothar Grasnick, war von Quartiermeister begeistert, und hat uns den Stand vergünstigt überlassen“, sagt er.

Nachhaltiges Wirtschaften

Es geht den Köpfen hinter Quartiermeister um ein gutes, regionales Produkt, das es den Konsumenten leicht macht, ihrem Kiez etwas Gutes zu tun. Ihr Flaschenbier wird schon in etwa 60 Kneipen in Berlin angeboten. „Wir stehen aber auch für eine nachhaltige Form des Wirtschaften“, stellt David klar. Die Doppelstruktur aus Verein und Unternehmen setzt auf Transparenz und veröffentlicht alle Zahlen zur Herkunft und Verwendung der Gelder auf der Website von Quartiermeister.

Wer sich engagieren möchte, ist bei Quartiermeister herzlich willkommen. Jeder kann sich nach seinen Möglichkeiten einbringen, der Mitgliedsbeitrag für den Verein ist freiwillig. Auch Vorschläge für Projekte, die Fördermittel verdienen, können jederzeit eingereicht werden. Auf der Webseite heißt es: „Quartiermeister bist Du!“