Berliner Flüchtlingsunterkunft des ASB: Große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in Wilmersdorfer Notunterkunft

Kaum sind die Flüchtlinge in der neuen Notunterkunft des Arbeiter-Samariter-Bundes in Wilmersdorf angekommen, ist die Hilfe der Bevölkerung angelaufen. Fast im Minutentakt kamen am Samstagvormittag Menschen mit dicken Tüten und Taschen zum früheren Rathaus Wilmersdorf. Am Nebeneingang in der Brienner Straße lieferten sie Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, Kosmetikartikel wie Duschzeug, Zahnbürsten oder Windeln, aber auch Kinderspielzeug für die neuen Bewohner ab, die auf unabsehbar lange Zeit in dem neuen Domizil unterkommen werden.

Am Freitagabend war die Notunterkunft bezogen worden, zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin. Das seit Ende vergangenen Jahres leerstehende Bürogebäude aus sollte ursprünglich erst Ende des Monats bezogen werden.

Nachdem auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit aber seit Wochen unzumutbare Enge herrscht und auch die eilig eröffnete Notunterkunft an der Köpenicker Allee in Karlshorst binnen Tagen mit rund 1000 Flüchtlingen dramatisch überbelegt war, musste es in Wilmersdorf ganz schnell gehen. Und schon jetzt ist absehbar, dass auch dort mit ganz anderen Belegungszahlen gerechnet werden muss, als ursprünglich vorgesehen. War man zunächst von 50 Flüchtlingen ausgegangen, sind dort bereits jetzt 130 untergekommen. Und ein Ende ist nicht absehbar.

Keine idealen Bedingungen

Zusammen mit etlichen freiwilligen Helfern war Bezirksstadtrat Marc Schulte am Freitagabend an Ort und Stelle und richtete die Räume des Bürogebäudes aus den vierziger Jahren notdürftig zur Unterkunft um, stellte Feldbetten (insgesamt 200) auf, räumte um. Der SPD-Politiker berichtete von „einem Kloß im Hals“, als gegen 20.40 Uhr dann die ersten Flüchtlinge eintrafen und ihre Zimmer bezogen. „Das muss man sich einmal vorstellen, dass diese Leute jetzt für ungewisse Zeit dort unterkommen müssen. Das ist ein beklemmendes Gefühl“, so Schulte.

Zumal die Bedingungen in dem ehemaligen Rathaus, das noch nie anderen als Verwaltungszwecken diente, alles andere als ideal sind. Zwar gebe es nach Schultes Auskunft genügend Räume, und auch Toiletten und Waschbecken sind vorhanden. Doch schon die Frage nach Trinkwasser ist schwierig. Da das Gebäude nach dem endgültigen Umzug der Bezirksverwaltung ins Rathaus Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee Ende vergangenen Jahres leer stand, muss erst noch geprüft werden, ob das Wasser aus dem Hahn getrunken werden darf. Die Prüfungen laufen.

Deutlich komplizierter gestaltet sich die Ausstattung mit Duschgelegenheiten. Die naheliegende Lösung, Duschcontainer auf dem geräumigen Innenhof aufzustellen, scheiterte buchstäblich an einigen Zentimetern. Die Container sind drei Meter hoch, die Durchfahrt an der Brienner Straße nur 2,90 Meter. Jetzt werden nach Schultes Worten Alternativen geprüft. Möglich wäre es, die Container draußen, auf öffentlichem Straßenland aufzubauen. Möglicherweise werden aber auch Duschzelte herangeschafft, die durch die Tordurchfahrt passen.

„Wilmersdorf hilft!“

Während die Verwaltung sich um die Ausgestaltung der Unterkunft kümmert, schleppt die Bevölkerung Hilfsmaterial heran. Viele von den Helfern, die am Sonnabend in der Brienner Straße erschienen, erzählten, dass sie zunächst ihre Schränke nach Verzicht- aber Brauchbarem durchsucht haben.

Eine ältere Frau erzählte, sie wolle am Sonntag noch einmal vorbeikommen. „Ich habe noch einen ganz großen Teddy zuhause. Den konnte ich heute nicht transportieren. Den sollen die Kinder hier kriegen.“

Einige sind aber auch gezielt einkaufen gegangen. So berichtete eine Erzieherin einer Integrations-Kita aus Schöneberg, dass sie am Morgen für ihre Spende mehr als 60 Euro ausgegeben haben. Die meisten waren in den vergangenen Tagen und Wochen auch schon auf dem Lageso-Gelände in der Turmstraße in Moabit, wo chaotische Verhältnisse herrschen und viele freiwillige Helfer sich über das überforderte Lageso beschweren. In Wilmersdorf funktioniere vieles besser, war der Tenor. Man sei jetzt dabei, eine Kampagne „Wilmersdorf hilft!“ aufzubauen, nach dem Vorbild von „Moabit hilft!“.

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Während die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung groß ist, wird sich Stadtrat Schulte in den kommenden Tagen weiter um das Organisatorische kümmern, sagt er. Am Montag vertrete er den Bezirk in einer Sitzung des landesweiten Koordinierungsstabes, am Dienstag wolle sich das Bezirksamt über die Folgen für Kitas und Schulen verständigen. „Und am Mittwoch oder Donnerstag wollen wir zu einer Einwohnerversammlung einladen, dabei informieren und möglichst viele Fragen der Bevölkerung beantworten. Es ist alles so schnell gegangen, dass dafür bisher wirklich keine Zeit war“, sagt Schulte.