Berliner Flughäfen: Der BER ist zu klein und Schönefeld muss größer werden
Der Flughafen Schönefeld atmet den „morbiden Charme der siebziger Jahre“, sagt Karsten Mühlenfeld. Trotzdem gehört der Chef der Berliner Flughäfen zu den größten Fans des einstigen DDR-Airports. „Ich mag alte Flughäfen“, gesteht er. Hoffentlich denken die Passagiere genauso, denn sie werden noch viele Jahre von Schönefeld aus fliegen müssen. Der alte Flughafen gilt inzwischen als unverzichtbar, weil der benachbarte neue BER zu klein ist. Jetzt wird er sogar noch ausgebaut, die Arbeiten haben begonnen, so Mühlenfeld am Donnerstag. Er kündigte an, dass auch die Kapazität des BER-Terminals erweitert wird.
Es ist ein Boom ohne Ende. Im vergangenen Jahr wurden in Berlin 28 Millionen Fluggäste abgefertigt. „2023 werden wir voraussichtlich 40 Millionen Passagiere begrüßen“, sagte der Flughafenchef. Der neue Schönefelder Airport hätte aber derzeit nur Platz für 22 Millionen Fluggäste jährlich. Was tun, damit es nicht zum Chaos kommt?
Ein neues Terminal entsteht
Plan Nummer eins: Der heutige Flughafen Schönefeld bleibt offen und wird Teil des BER – auf unbestimmte Zeit. Für 17,2 Millionen Euro wird die jährliche Kapazität von sieben Millionen auf mehr als zehn Millionen Passagiere erhöht. Mühlenfeld zeigte am Donnerstag die erste Baustelle: Vorfeldflächen werden erweitert, damit Ryanair dort Flugzeuge abstellen kann.
Als Nächstes werden die Anlagen für die Fluggäste erweitert und verbessert. Im Terminal B, wo sich Easyjet-Kunden drängen, „ist es etwas eng geworden“, gestand Mühlenfeld ein. Geplant ist, das Einfachst-Bauwerk zu erweitern, unter dem Vordach ist Platz. Jenseits vom Terminal D entsteht ein neues Gebäude. Das Terminal F wird vor allem Warteräume bieten. Es wird auch breitere Gehwege geben: Die Vorfahrt unmittelbar vor den Terminals A und B wird geschlossen. Wer mit dem Bus fahren will, muss längere Wege laufen.
Germanwings ist wieder da
Tempo ist angesagt, weil die Zahl der Fluggäste wächst. Ryanair erweitert sein Angebot in Schönefeld, Germanwings ist seit 5. Oktober wieder dort. „Im Sommer 2016 wollen wir fertig sein“, sagte Mühlenfeld. Einen spartanischen Eindruck wird Schönefeld weiterhin abgeben. „Ja nun“, meinte der Chef. Er sei kein Luxus-Fan, gehe auch nicht im KaDeWe einkaufen. Britische Airports seien auch nicht gerade großzügig. Er fliege lieber von Schönefeld als von Tegel. „Ich wohne in Mariendorf, nach Schönefeld habe ich es einfach näher.“
Wenn 2019 in Schönefeld der Bau des Regierungsflughafens beginnt, wird dort ein Teil des Vorfelds dem Linienverkehr nicht mehr zur Verfügung stehen. Dadurch sinkt die jährliche Kapazität auf sechs Millionen Fluggäste pro Jahr. Aber immerhin: SXF bleibt wohl offen. „Derzeit gibt es keine Entscheidung, dass er geschlossen wird“, bekräftigte der Berliner Flughafen-Chef am Donnerstag.
Plan Nummer zwei für mehr Kapazität: Neben dem Pier Nord BER-Terminal entsteht bis 2019 ein weiteres Terminalgebäude – für Billigflieger. Dort können ebenfalls sechs Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden.
Plan Nummer drei: Die Halle des BER-Terminals wird entrümpelt, um Platz zu schaffen. Nicht alle Ticket- und Infoschalter, die derzeit dort stehen, würden tatsächlich gebraucht, sagte der Flughafen-Chef. „Die Halle ist in den 1990er-Jahren geplant worden, seitdem hat sich das Verhalten der Fluggäste geändert.“ Die meisten Tickets würden inzwischen im Internet erworben. Durch die Umbauten könnte die jährliche Kapazität des BER-Terminals auf rund 27 Millionen Fluggäste steigen.
Die Arbeiten im BER gehen voran, sagte Mühlenfeld. 50 Prozent der gesteckten Ziele, „Meilensteine“ genannt, seien erreicht. So seien 94 Prozent der Kabeltrassen saniert worden. Im Pier Nord habe sogar die Inbetriebnahme begonnen, sagte Technikchef Jörg Marks.
Mühlenfeld bekräftigte, dass weiter geplant sei, den BER 2017 zu eröffnen – „wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des zweiten Halbjahres“, sagte er. Zwar seien die Arbeiten drei bis vier Monate im Rückstand. Doch die Zeitreserve umfasse sechs Monate. „Da sind noch einige Wochen übrig.“