Berliner Forscher auf Erfolgskurs: Neue Methode zur Blutuntersuchung

Der 40-jährige Biochemiker und Arzt Leif Ludwig erhält einen renommierten Medizin-Preis. Er hat eine neue Methode entwickelt, um Blutzellen zu untersuchen.

Der Biochemiker und Arzt Leif Ludwig
Der Biochemiker und Arzt Leif LudwigThomas Rafalzyk/BIH

Immer wieder machen junge Forscher aus Berlin von sich reden. So wie der 40-jährige Biochemiker und Arzt Leif Ludwig. Er hat ein Verfahren entwickelt, um Blutzellen bis zu tausend Mal preiswerter, schneller und zuverlässiger zu analysieren als es bisher möglich war.

„Damit versetzt er die Medizin zum ersten Mal in die Lage, die Aktivität einzelner Blutstammzellen im Menschen mit vertretbarem Aufwand zu bestimmen“, teilt das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) mit. 

Dafür erhält Leif Ludwig den Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis 2023, eine mit 60.000 Euro dotierte Auszeichnung, die am 14. März in der Frankfurter Paulskirche verliehen wird. Den diesjährigen Hauptpreis erhalten Frederick Alt und David G. Schatz, zwei Genetiker und Immunologen.

Von Berlin über Amerika zurück nach Berlin

Leif Ludwig wurde 1982 in Berlin geboren und wuchs in Steglitz auf. Er studierte Biochemie und Medizin in Berlin und ging in die USA, um zu forschen. So war er unter anderem von 2016 bis 2020 als Post-Doc am Broad Institute of MIT and Harvard. Während viele andere Wissenschaftler ihr Leben lang in den USA bleiben, kam Ludwig nach Berlin zurück, um hier eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen.

Dass dies möglich ist, verdankt sich erfreulicher Entwicklungen der letzten Jahre, etwa der Gründung des BIH, das eng mit Kliniken der Charité und dem Max-Delbrück-Centrum kooperiert, um Forschungsergebnisse schnell in die klinische Praxis zu überführen. „Je genauer es uns gelingt, zum Beispiel Krebszellen unter die Lupe zu nehmen, desto besser verstehen wir, was in der Zelle falsch läuft. Und können damit auch die Behandlung präzise anpassen“, sagte Leif Ludwig.

Man kann jetzt Zehntausende Zellen eines Patienten untersuchen

Er hat ein neues Verfahren entwickelt, um Blutzellen zu untersuchen, die ständig neu aus Stammzellen im Knochenmark entstehen. Statt nach schädlichen Mutationen im gesamten Erbgut der Blutzellen zu suchen – was sehr teuer und fehleranfällig ist – konzentriert er sich auf das viel kleinere Erbgut in den Mitochondrien, den Zellkraftwerken. Mit Methoden der Einzelzellanalyse kann er außerdem Aussagen über den aktuellen Gesundheitszustand der Zellen treffen.

Wie das BIH mitteilt, wurde die Methode inzwischen so verfeinert, dass man „in Knochenmarks- und Blutproben eines Patienten viele Zehntausende Zellen analysieren“ kann, um etwa den Erfolg einer Stammzelltransplantation vorherzusagen oder Zellersatz- und Gentherapien gezielt zu verbessern.