Berliner Grüne wollen mehr Grün : 11 Punkte, wie wir unsere Straßenbäume retten
Berlin - Die Grünen wollen Berlin wieder grüner machen: In einem Elf-Punkte-Plan schlagen sie vor, wie die seit Jahren schrumpfende Zahl von Straßen- und Parkbäumen wieder steigen und die Pflege der Bäume verbessert werden soll.
Seit 2005 wurden in Berlin 71.000 Straßenbäume gefällt, aber nur knapp 38.000 neu gepflanzt. Bei der letzten Zählung wurden 433.000 Stück registriert, wie die Berliner Zeitung berichtet hatte.
Zu allererst soll vom Doppelhaushalt 2020/2021 an mehr Geld ausgegeben werden: 80 Euro pro Jahr und Baum sollen die Bezirke vom Land Berlin erhalten, was laut dem Grünen-Abgeordneten und Naturschutzexperten Turgut Altug einer Verdoppelung gleichkomme. Gleichzeitig sollen die Bezirke verpflichtet werden, verbindliche Pflegestandards einzuhalten.
"Grüne Null" angestrebt
Der Fraktion schwebt weiterhin vor, dass Berlin eine „grüne Null“ erreicht. Das bedeutet, dass mindestens so viele Bäume gepflanzt wie gefällt werden. Damit soll auch auf katastrophale Wettererscheinungen wie den Sturm Xavier 2017 reagiert werden. Er hatte 8000 Straßenbäume vernichtet, aber keine 2000 wurden neu gepflanzt.
Als weiteren Punkt wollen die Grünen durchsetzen, dass der Senat die im Rahmen der Stadtbaumkampagne gepflanzten Jungbäume künftig zehn statt drei Jahre pflegerisch betreut. Das würde die Bezirke finanziell entlasten. Die Kampagne läuft seit 2012. Wenn durch Bürgerspenden 500 Euro zusammengekommen sind, gibt der Senat die 1500 Euro dazu, um die durchschnittlichen Pflanzkosten von 2000 Euro zu erreichen.
Nachdem im trockenen Sommer 2018 bereits Bäume in einem knapp eine Million Euro teuren Notprogramm gewässert worden waren, soll das künftig regelhaft in einem sogenannten Sommerdienst geschehen. Dafür soll genügend Geld bereitgestellt werden, Wasserbetriebe, Feuerwehr, Stadtreinigung, Polizei und Bürger sollen beim Wässern einbezogen werden.
Ersatzpflicht
Der Plan sieht weiterhin vor, dass bei Bauvorhaben gefällte Bäume ersetzt werden müssen. Bislang kann sich ein Bauherr mit Ausgleichszahlungen behelfen, die nicht unbedingt zu Neupflanzungen führen. Bau- und Umweltämter sollen personell verstärkt werden, um den Schutz von Bäumen zu verbessern. Bislang sei es wegen Personalmangels in den Behörden so, dass die Planungen von Neubauten zu weit fortgeschritten sind, als dass man sie noch stoppen könnte, um Bäume zu retten.
Die Grünen greifen auch ein Problem auf, das mit der verstärkten Förderung des Fahrradverkehrs einhergeht. Für neue Radwege sollten nur im „absoluten Ausnahmefall“ ein Baum abgeholzt werden. Eher sollten Parkplätze wegfallen, um den Radweg am Baum vorbeiführen zu können.
Jenseits der Straßen sieht das neun Seiten starke Papier der Grünen vor, dass es in einer „Pflanzoffensive“ bis 2021 pro Bezirk 1000 Bäume neu gesetzt werden. Dabei bringen sie Obstwiesen mit alten Obstbaumarten ins Gespräch, so dass eine „essbare und summende Stadt“ entsteht. Bezirksämter, landeseigene Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften und Bürger sollen sich daran beteiligen. Die Fraktion stellt sich vor, dass Bäume ausgewählt werden, die der Klimaerwärmung standhalten und bienenfreundlich sind.
Weitere Punkte umfassen eine bessere digitale Erfassung der Bäume und ihres Zustands, mehr Transparenz für die Bürger, wenn Bäume gefällt werden müssen, besondere Rücksichtnahme auf alte Bäume, Patenschaften für Bäume und Baumscheiben (deren private Bepflanzung manche Bezirke nicht dulden) sowie eine Erfassung möglicher Pflanzorte in einer Baumleitplanung.