Berlin-Die Auseinandersetzungen um den radikalen Islam in Frankreich nehmen auch in Deutschland zu. In Berlin gab es am Freitag am Pariser Platz mehrere Demonstrationen, bei denen die Politik der französischen Regierung kritisiert wurde. Am Pariser Platz befindet sich die französische Botschaft. Am Vormittag gab es dort eine Demonstration, die sich gegen die angeblich muslimenfeindliche Politik Frankreichs richtete.
Am Nachmittag veranstaltete dort der Verband der arabischen und palästinensischen Vereine und Institutionen in Berlin eine Kundgebung. Rund 60 Teilnehmer kritisierten „die Äußerungen des französischen Präsidenten bezüglich des Islam“. Nach Angaben einer Polizeisprecherin verliefen die Kundgebungen störungsfrei.
Am Donnerstagabend hatten sich radikale Islamisten am Herrmannplatz getroffen und „Allahu Akbar“ (Gott ist der Größte) skandiert. Sie beschimpften Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und demonstrierten gegen die Mohammed-Karikaturen, die die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ abgedruckt hatte.
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Am selben Abend gedachten vor der französischen Botschaft etwa 150 Menschen der Opfer eines islamistischen Terroranschlags in Nizza. Ein 21-jähriger Tunesier hatte in einer Kirche am Donnerstag zwei Frauen und einen Mann mit einem Messer getötet und dabei auch bei seiner Festnahme immer wieder „Allahu Akbar“ gerufen. Eine der Frauen soll der Täter geköpft haben. Zuvor hatte es in Frankreich schon mehrere Attentate auf Menschen in Kirchen gegeben.
Angesichts zu erwartender weiterer Islamisten-Demonstrationen und möglicher Attacken auch hierzulande auf Kirchen sieht sich die Polizei nach eigenen Worten vorbereitet. „Wir haben schon seit längerem eine abstrakt hohe Gefahrenlage“, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Freitag. „Über Einzelheiten zum Objekt- oder zum Personenschutz geben wir aber keine Auskünfte.“ Die Situation werde regelmäßig bewertet.
„Wir nehmen den Anschlag in Nizza sehr ernst“, sagte Stefan Förner vom Erzbistum Berlin. „Er wird Gegenstand von Fürbitte und Gebet für die Opfer sein.“ Mit der Polizei gebe es eine enge Zusammenarbeit. Ein pauschales Hochfahren der Sicherheitsmaßnahmen gebe es nicht.
Im Moment sehen die Sicherheitsbehörden für die Kirchen in Deutschland keine erhöhte Gefahr. Auch Pfarrer Martin Germer von der Gedächtniskirche am Berliner Breitscheidplatz ist nicht besorgt. Das Attentat in Nizza gehe nicht spurlos an ihm vorbei und seine Gemeinde habe der französischen Botschaft ihr Mitgefühl bekundet, sagte er. „Aber vorauseilend sich in Angst zu verlieren, würde auch nicht zum christlichen Glauben passen.“