Berlin-Obdachlosenzählung. Ein hässliches Wort, das falsch, menschlich abwertend, kalt klingt. Das es, ebenso wie die gesamte Aktion der Senatssozialverwaltung, gar nicht geben dürfte – in einer perfekten Welt. Das kritisieren gerade auch linke Aktivisten und Wohnungslose vor der ersten Obdachlosenzählung: Hört auf, Menschen zu zählen; gebt ihnen Wohnungen!

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Aber wir leben nicht in einer perfekten Welt. Wir leben in Berlin. Und für Berlin ist diese Methode richtig – und lange überfällig.
Denn diese Stadt hat ein extremes Problem mit Obdachlosigkeit, sie bestimmt vielerorts den öffentlichen Raum. Es sind so viele, die jeden Tag mit leeren Kaffeebechern bettelnd durch die Bahnen ziehen, die in Unterführungen übernachten müssen und deren Leben hochgradig unsicher ist – bedroht von Gewalt, Kälte und Hitze, Hunger und Durst.
Ahnungslosigkeit keine Ausrede mehr
Seit Jahren blickt die Politik recht gleichgültig auf die sich durch steigende Mietpreise ständig verschärfende Lage – und zuckt mit den Achseln. Was soll man schon tun? Zu schwierig sei die Zielgruppe, einfach nicht zu fassen, man wisse ja nicht einmal, wie viele es sind. Die zuständige Senatssozialverwaltung gibt selbst gar keine Zahlen zu Obdachlosen heraus, sie verweist lediglich auf Schätzungen von Sozialverbänden, die um bis zu 4.000 Menschen schwanken.
Mittwochnacht wird gezählt, danach wird der Berliner Senat eine genauere Vorstellung davon haben, wer die Ärmsten sind, um die es sich als Erstes kümmern sollte. Mit der Ahnungslosigkeit als Ausrede wird dann Schluss sein, der Senat wird ganz konkret handeln und Schlafplätze schaffen müssen. Endlich!