Noch am Sonntag stand Piraten-Landeschef Bruno Kramm als Spitzenkandidat seiner Partei in Berlin zur Wahl. Nach dem verheerenden Ergebnis von 1,7 Prozent der Stimmen erklärte er am Donnerstag seinen Rücktritt.
Das war wenig überraschend, auch wenn Kramm die Schuld für das schlechte Abschneiden anderen gibt. „Das desaströse Wahlergebnis hat gezeigt, dass die Piratenpartei in den Medien kaum mehr wahrgenommen wird“, schrieb er.
Auch prominenten Exmitgliedern, „die ihr öffentliches Gewicht zum bewussten Schaden an der Partei skrupellos eingesetzt haben“, maß er Verantwortung bei.
So weit, so erwartbar. Überraschend war, was kurz darauf bekannt wurde: Kramm hat bereits eine neue politische Heimat. Er ist den Brandenburger Grünen beigetreten.
Dreijährige Grüne Vergangenheit
Schon zwischen 2009 und 2012 war er Mitglied der Partei, die er dann zugunsten der Piraten verließ. Kramm arbeitet in Potsdam, seine Partnerin lebt in Werder, er selbst hatte vor der Wahl seinen Wohnsitz nach Berlin verlegt. „Wir freuen uns auf Bruno Kramm und seine kulturpolitische Expertise“, sagte der Grünen-Landesvorsitzende Clemens Rostock der Berliner Zeitung.
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Er werde sich in der Landesarbeitsgemeinschaft Medien- und Netzpolitik einbringen, die derzeit aus rund zwölf Personen besteht. Insgesamt haben die Grünen in Brandenburg etwa eintausend Mitglieder. Kramm ist Darkwave-Musiker und Labelinhaber und war der Experte für Urheberrecht bei den Piraten.
Niedergang der Partei nicht aufgehalten
Der 48-jährige Kramm hatte den Vorsitz der Berliner Piraten 2014 übernommen. Zuvor hatte Christopher Lauer den Landesverband ein halbes Jahr lang geführt, sich aber mit dem Bundesvorstand überworfen. Er trat daraufhin aus der Partei aus.
Kramm gelang es nicht, den Niedergang der Partei aufzuhalten. Mehrere Vorstandsmitglieder sprangen ab, die Mitgliederzahlen sanken deutlich. Bis auf weiteres wird nun der bisherige Abgeordnete Simon Kowalewski den Vorsitz übernehmen.
Bei den Wahlen am Sonntag gelang den Piraten lediglich in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg der Wiedereinzug in die Bezirksverordnetenversammlungen. Doch auch dort verloren sie trotz intensiver Werbung sehr viele Stimmen und stellt insgesamt nur noch vier Abgeordnete.