Man könnte darüber streiten, ob er der bessere Erfinder war oder der bessere Unternehmer oder vielleicht sogar der noch bessere Werbefachmann. Tatsächlich war Leo Maximilian Baginski alles in einer Person und in jedem Fall ziemlich erfolgreich.
Der 1891 im heute polnischen Kolmar bei Posen geborene Baginski kam zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nach Berlin, um hier eine kaufmännische Lehre zu beginnen. Diese schloss er auch ab und fand mit 17 Jahren eine Anstellung bei der Firma Scheik & Gladow in Friedenau. Eine Angestelltenkarriere hatte Baginski allerdings nicht im Sinn. Denn nachdem er einen sogenannten Universal-Flaschenverschluss erfunden hatte, ließ er diesen patentieren, kündigte bei Scheik & Gladow und gründete als gerade 18-Jähriger seine erste eigene Firma, um das Patent zu vermarkten.
Die Wiege in der Borkumstraße
Es lief für den jungen Baginski. Jedenfalls war der Jungunternehmer nach weiteren drei Jahren bereits so erfolgreich, dass er sich die Übernahme der Heilmittelfabrik Dr. Ballowitz & Co. leisten konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg ersann er zudem ein Massagegerät namens Punktroller, mit dem sich angeblich Fettleibigkeit behandeln ließ, die seinem Erfinder aber in jedem Fall weiteren wirtschaftlichen Erfolg bescherte.
So kaufte er 1925 an der Borkum-, Ecke Arkonastraße in Pankow ein Fabrikgelände, wo er mit dem Serologen Hans Much als Geschäftspartner die Prof. Dr. med. Much’sche Präparate m.b.H. ansiedelte. Zum Produktportfolio gehörten auch Schmerztabletten, die seinerzeit auf dem Markt allerdings reichlich zu bekommen waren. Also suchte Baginski nach einer Möglichkeit, sein Produkt einzigartig, unverwechselbar und bestenfalls patentwürdig zu gestalten.
Meistgelesene Artikel
Unverwechselbar
In der Pankower Tablettenfabrik, so ist in dem Buch „Geniale Erfindungen“ von Gaby Huch nachzulesen, soll er einen seiner Chemiker gefragt haben: „Sagen se mal, Meester, könn’se een Loch inne Tablette machen , oder ne Kerbe, oder sonst wat, det man im Dunkeln fühlen kann, wat et is?“ Der Meister konnte, verpasste der Schmerztablette einen Spalt. Das war 1932. Das Jahr, in dem in der Pankower Borkumstraße die Spalttablette erfunden wurde.
Zu DDR-Zeiten wurde diese noch bei Berlin-Chemie in Adlershof hergestellt. Heute besitzt das US-Pharmaunternehmen Pfizer die Markenrechte. Wenngleich Spalttabletten längst nicht mehr in Berlin produziert werden, so ist die hauptstädtische Pharmaindustrie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor Berlins. Die Berliner Pharmaunternehmen erwirtschaften rund 13 Prozent des gesamten deutschen Pharmaumsatzes. Die derzeit rund 30 Pharmaunternehmen in der Hauptstadtregion beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter. Sie erwirtschaften etwa ein Viertel des Umsatzes und rund 40 Prozent des Auslandsumsatzes des verarbeitenden Gewerbes.