Berliner Student komponiert Fahrgeräusch: So klingt der Bus der Zukunft
UdK-Student Lukas Esser hat ein künstliches Geräusch für Elektrobusse in Deutschland geschaffen. Er bezeichnet es als warm und futuristisch. So klingt es.

Die Welt hat von Berlin schon einiges zu hören bekommen. Bedeutungsvolle Sätze und mörderische Fragen, Paul Linkes „Berliner Luft“ oder „Heroes“ von David Bowie. Demnächst wird eine besondere Art synthetischer Straßenmusik hinzukommen. Denn nachdem der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen per Wettbewerb einen künstlichen Sound für sämtliche Elektrobusse im Land kreieren ließ, entschied sich dieser nun für die Komposition von Lukas Esser aus Berlin. Er hat den Sound gemixt, der künftig an deutschen Bushaltestellen zu hören sein wird.
Esser ist Student an der Universität der Künste (UdK) in Berlin, studiert dort Kunst und Medien im zweiten Semester. Einen Bachelorabschluss der Uni Darmstadt für Sound & Music Production hat er bereits in der Tasche. Elektronische Musik ist seine Leidenschaft. „Eher ruhig, experimentell und mit Jazz-Einflüssen“, sagt er. An Sounds aus dem Computer schraubt er, seit er 17 ist. Jetzt ist Esser 24 und hat mit seinem etwa halbminütigen Werk für den deutschen ÖPNV seinen bislang wohl größten Hit geschrieben.
Warnsignal ist EU-weit vorgeschrieben
Tatsächlich wird die Esser’sche Klangkreation künftig immer dann ertönen, wenn ein elektrisch betriebener Linienbus eine Haltestelle ansteuert oder verlässt. Denn liegt die Geschwindigkeit des Busses unter 30 km/h, ist dieser wegen des leisen Motors akustisch kaum noch wahrnehmbar. Da das auch gefährlich werden kann, ist ein sogenanntes „Acoustic Vehicle Alerting System“, mit dem sich der Bus als solcher zu erkennen geben soll, inzwischen EU-weit vorgeschrieben. Einen Vorgeschmack auf den Klang, kann man hier bekommen.
Noch gibt es bundesweit zwar erst etwa 1500 Elektro-Linienbusse, davon 140 in Berlin. Doch soll in acht Jahren bereits jeder zweite der derzeit 35.000 Linienbusse in Deutschland elektrisch unterwegs sein. Berlin will bis dahin sogar alle 1600 Busse elektrifizieren. Insofern wird Essers Soundtrack zum Busfahrplan zumindest in deutschen Städten allgegenwärtig werden.
Stolz? „Klar“, sagt der gebürtige Krefelder. Allerdings sei es ihm wichtig gewesen, einen möglichst unaufdringlichen Sound zu schaffen. Ein Signal, das zuverlässig vermitteln sollte, dass da ein Bus kommt und auch wie schnell dieser unterwegs ist. Es sollte aber zugleich angenehm klingen. „Ich wollte in der ohnehin belastenden Stadtatmosphäre nicht noch mehr Lärm erzeugen“, sagt Esser. Auch die Imitation eines Motorgeräuschs schloss er aus. Das wäre, als wollte man den Klang eines Sechszylinderdiesels für die Nachwelt konservieren. Und dafür gebe es nun wirklich keinen Grund. Der Student beschreibt seinen Sound nun als futuristisch und warm, organisch statt technisch.
Die Jury hat die Kreation des Berliner Studenten jedenfalls überzeugt. Esser selbst ist überzeugter ÖPNV-Nutzer. Er besitzt zwar einen Führerschein, aber kein Auto und nutzt auch keins, weil es ihm einfach keinen Spaß macht, wie er sagt. „In Berlin schon gar nicht.“ Hier sei er vor allem mit der U- oder S-Bahn oder dem Fahrrad unterwegs. Den Bus nutze er eigentlich eher selten.