Berliner Traditionsfirma: Beschäftigte wehren sich gegen Stellenabbau

Bei der 1923 gegründeten Francotyp-Postalia AG sollen „in einer ersten Welle“ 50 Arbeitsplätze wegfallen. Größter Aktionär dort ist ein Immobilienunternehmer.  

Dauerbrenner: Die Mitarbeiter von Francotyp-Postalia waren auch im März schon auf der Straße.
Dauerbrenner: Die Mitarbeiter von Francotyp-Postalia waren auch im März schon auf der Straße.Imago Images/Christian Ditsch

Berlin-Mehr Symbolik geht kaum an diesem Mittwochvormittag in der Friedrichshainer Palisadenstraße: Auf der einen Seite der Straße drei schwarz gekleidete Bodyguards samt Krawatte, die stumm den Eingang des Umspannwerks Ost bewachen. Gegenüber gut 50 Menschen in bunten Westen, die Transparente tragen und auf Trommeln schlagen. Es ist der sehr laute Straßenprotest der Mitarbeiter des Berliner Unternehmens Francotyp-Postalia (FP) gegen den geplanten Stellenabbau, während im Umspannwerk Aktionäre der börsennotierten Gesellschaft ihre Hauptversammlung abhalten.

„Menschen vor Marge“ ist auf einem der Plakate zu lesen. „Das Unternehmen soll zerschlagen werden“, sagt Christina Wagner. Die junge Frau ist stellvertretende Betriebsratsvorsitzende im FP-Tochterunternehmen Inovolabs. In ihrer Firma, so ihre Befürchtung, sollen mindestens 25 Jobs gestrichen werden. Insgesamt sind nach Angaben der Arbeitnehmervertretung und der Gewerkschaft IG Metall wenigstens 50 Stellen bedroht. Das wäre jeder fünfte Arbeitsplatz des Unternehmens in Berlin. Und das sei nur die erste Welle, sagt Wagner.

Das Industrieunternehmen wurde vor fast 100 Jahren gegründet

Francotyp-Postalia ist eines der Berliner Traditionsunternehmen. 1923 wurde es gegründet. Heute werden dort vor allem Frankiermaschinen für den nationalen und internationalen Markt entwickelt und produziert. Von den insgesamt 1000 Beschäftigten arbeiten etwa 250 in Berlin. Im vergangenen Jahr wies das Unternehmen einen Umsatz von fast 200 Millionen Euro aus. Im ersten Quartal dieses Jahres brach er um zehn Prozent ein.

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Dass Frankiermaschinen vielleicht nicht unbedingt das Zukunftsgeschäft sind, weiß auch Christina Wagner und verweist darauf, dass neue digitale Produkte wie rechtssichere Signaturen entwickelt worden seien. Doch auf Vorschläge sei nicht reagiert worden.

Für die meisten Beschäftigten ist Rolf Elgeti schuld an der Situation. Der 44-jährige Immobilienunternehmer, der auch Großinvestor bei Hansa Rostock ist und im Vorstand von TAG Immobilien sitzt, ist vor noch nicht langer Zeit bei Francotyp-Postalia eingestiegen und inzwischen der größte Aktionär. Die Berliner IG Metall nennt ihn einen Immobilienspekulanten, der „nur das übliche Zerschlagen, Abstoßen und Entlassen im Sinn“ habe.