Berlins erstes Null-Emissionshaus: Warm wohnen ganz ohne Heizung
Klimaneutral lautet das Schlagwort, wenn es um die Energiewende geht und der Ausstoß des schädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2 ) gemindert werden soll. Bis 2050 soll Berlin klimaneutral werden, hat sich der Senat zum Ziel gesetzt. Dass das beim Neubau von Wohnungen schon jetzt möglich ist, belegt ein Projekt in der Boyenstraße 34 in Mitte am Bundeswehrkrankenhaus. Dort haben die Architekten Iris Oelschläger und Christoph Deimel ein Null-Emissionshaus mit 21 Wohnungen errichtet. Im Juni werden die Bewohner, die sich zu einer Baugruppe zusammengeschlossen haben, einziehen.
„Die privaten Bauherren sind mutige Leute, die einen progressiven Schritt gehen“, sagte Iris Oelschläger am Mittwoch. Bislang seien besonders sparsame Gebäude, sogenannte Passivhäuser, mit hohen Investitionen verbunden gewesen. Ihr Haus zeige, dass Energieeffizienz nicht teuer sein müsse.
So besteht das siebengeschossige Gebäude, dessen Wohnungen zwischen 60 und 140 Quadratmeter groß sind, klassisch aus Stahlbeton und Holz. Dreifach verglaste Fenster sowie eine dichte Gebäudehülle aus Holzfertigteilelementen mit einer Zellulose-Dämmung sollen dafür sorgen, dass die Wärme im Haus bleibt.
Aus dem Garten angesaugte Luft
Wie die Architektin sagt, sei ein ausgeklügeltes Belüftungssystem mit Wärmerückgewinnung das Kernstück der Klimatechnik. So gibt es im Keller eine Lüftungszentrale mit Wärmetauscher. Über einen unterirdischen Luftkanal wird die aus dem Garten angesaugte Luft vorgewärmt beziehungsweise im Sommer vorgekühlt. In den Wohnungen kann bis auf die Bäder auf Heizkörper verzichtet werden. Zudem gibt es ein Blockheizkraftwerk und eine Photovoltaikanlage.
Wie die Architektin sagt, ist diese Ausstattung für die Bauherren erschwinglich. Pro Quadratmeter Wohnfläche betrugen die Baukosten knapp 2500 Euro, ähnlich wie bei normal gedämmten Häusern. Zudem sollen die Kosten für Heizung und Warmwasser bei 300 Euro für eine 100 Quadratmeter große Wohnung liegen – pro Jahr. Umwelt-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) sieht in dem Projekt innovative Lösungsansätze. „Die Architekten und Bauherren haben bewiesen, dass energieeffizientes Bauen nicht teuer sein muss und letztendlich für die Bewohnerinnen und Bewohner, durch niedrige Energiekosten, und für uns alle, durch die Klimaneutralität, Vorteile bringt.“