Berlin-Mittwochs, um 17 Uhr, werden bei Staatsanwaltschaft und Gerichten die Computer heruntergefahren. Dann spielt die IT Updates auf und scannt die Komponenten auf Schadsoftware. Der Aufwand nutzt anscheinend nicht allzu viel. Denn wieder sind bei Berlins Justiz die Computer kaputt.
Laut Verwaltung gibt es „temporäre Nutzungseinschränkungen“ wie etwa „Einfrieren des Bildschirms“ oder Trennung vom Netzwerk. Eventuell war eines der Sicherheitsupdates die Ursache, man weiß es noch nicht.
Was man aber weiß: Um Berlins Behörden-IT steht es nicht zum Besten. Polizisten sprechen ironisch von „mangelnder Technikdurchdringung“. In den Bezirksämtern schimpfen Mitarbeiter über alte PCs, und in der Staatsanwaltschaft, wo manche bis vor kurzem noch mit Windows 7 arbeiteten, ist man froh, wenn der Computer beim Schreiben der Anklageschrift nicht abstürzt. Von September bis April waren die Computer des Berliner Kammergerichts außer Betrieb, denn ein Virus hatte sich eingeschlichen. Es wurde wieder Papierablage geführt und Schreibmaschine geschrieben.
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Die oppositionelle CDU und die FDP nehmen dies als Steilvorlage, den Senat zu kritisieren – für Unprofessionalität beim Betrieb öffentlicher Informationstechnik. Für das angebliche Kommunikationsdesaster des grünen Justizsenators, der die Abgeordneten informiere. Doch eigentlich ist die Berliner Computerkatastrophe das Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung, weil am falschen Ende, bei Personal und Technik, gespart wurde. Das Ergebnis sind überlastete Staatsanwälte und Gerichte und damit Verfahren, die sich über Jahre hinschleppen oder eingestellt werden. Vielleicht – Achtung, Ironie – sollten Berlins Behörden zurückkehren zu bewährten Vor-Windows-Zeiten. Das System MS DOS, das mit Zeilenbefehlen arbeitet, war weniger störanfällig.