Betonkrebs: Die Autobahn A 113 wird bis September zur Staufalle

Die Diagnose ist unangenehm, die Therapie ebenfalls. Betonkrebs hat Teile der Autobahn A 113 im Südosten Berlins befallen. Jetzt lässt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Fahrbahnen sanieren. Autofahrer müssen sich auf noch mehr Staus einstellen, und es gilt nur noch Tempo 60. Bis 3. September wird der Verkehr auf jeweils eine Richtungsfahrbahn konzentriert – die andere ist wegen der Arbeiten gesperrt. Als Erstes wurde am Wochenende die Fahrbahn in Richtung Schönefeld dichtgemacht.

Betonkrebs: Das klingt dramatisch, und das ist es auch, wenn man Tiefbau-Ingenieure befragt. Es handelt sich um einen Zerstörungsprozess, der nicht aufzuhalten ist. Fachleute sprechen von einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion: Stoffe im Beton reagieren miteinander. Betroffen sind Betonteile und -bauten, die mit Wasser in Berührung kommen.

Zerstörung trotz Vorsorge

Die Deutsche Reichsbahn der DDR und ihre Fahrgäste zählten zu den ersten Leidtragenden. Betonkrebs führte Mitte der 1970er-Jahre dazu, dass mehrere Tausend Kilometer Strecke saniert werden mussten.

Auch Betonfahrbahnen können unter Betonkrebs leiden. In mehr als 300 Kilometer Autobahn haben die gefürchteten chemischen Reaktionen begonnen, so das Verkehrsministerium. Die A 113, die in Berlin Richtung Schönefeld führt, gehört dazu. Sie wurde 2005 fertiggestellt.

Mit sorgfältiger Auswahl der Inhaltsstoffe kann Betonkrebs verhindert werden. Doch vier Jahre nach der Eröffnung der A 113 stellten Fachleute auf dem fünf Kilometer langen Teilstück zwischen den Anschlussstellen Späthstraße und Adlershof fest, dass dort trotzdem der Zerstörungsprozess begonnen hatte. Dabei mussten die Steinbrüche nachweisen, dass bei den von ihnen gelieferten Inhaltsstoffen die Gefahr gering ist. Doch die Proben betrafen nur einzelne Bereiche. Gut möglich, dass in dem Steinbruch in Sachsen-Anhalt, der den Lieferauftrag bekam, nebenan im Gestein Risikostoffe schlummerten – die dann im Beton für die A 113 landeten.

Der Lieferant ist inzwischen insolvent. Gegen die Baufirma hat die Senatsverwaltung Klage eingereicht. Gut möglich, dass auch die anderen Teile der Betonautobahn im Südosten saniert werden müssen. „Das Potenzial für die chemische Reaktion ist auf der gesamten Strecke vorhanden“, hieß es. Immerhin: Die A 113 ist in Berlin die einzige Risikostrecke dieser Art.