Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: Eigentümer verkauft Grundstück der Neuen Heimat auf dem RAW-Gelände
Monate dauerte der Streit um die Neue Heimat auf dem RAW-Gelände. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg versagte die Genehmigung für den Umbau einer alten Werkshalle, weil dort durch zu viele Partys zu viel Lärm für die Nachbarn verursacht worden wäre.
Die Betreiber beklagten fehlende Planungssicherheit und meldeten schließlich Insolvenz an. Jetzt hat der Eigentümer des Geländes am östlichen RAW-Rand, die R.E.D. Berlin Development GmbH, das Areal verkauft – an die IC Immobilien Gruppe. Der Verkauf, der per 1. Oktober gültig geworden sei, kann als letzter Coup eines Verschmähten in der langen RAW-Geschichte betrachtet werden.
Klaus Wagner, Chef der R.E.D. Berlin, sagt, der Verkauf sei ein Befreiungsschlag gewesen, der weh tue, ihm sei aber nichts anderes übrig geblieben. Er wirft dem Bezirk Willkür und unterschiedliche Behandlungen der Eigentümer auf dem Gelände vor. Dazu muss man wissen, dass das RAW-Areal aktuell drei Eigentümer hat.
Der größte Teil, zirka 51.000 Quadratmeter, gehört seit einiger Zeit der Kurth-Gruppe aus Düsseldorf. Sie will dort die Nutzung mit Kultur, Sport und Partys beibehalten und in reguläre Bahnen lenken. Das RAW-Gelände, auf dem sich mehrere Clubs befinden, war zuletzt als „Ballermann“ und als Kriminalitätsschwerpunkt in Verruf geraten.
Einst, im Jahr 2007, hatte die R.E.D., ein isländischer Investor, das gesamte, zirka 70.000 Quadratmeter große Areal gekauft. Klaus Wagner gehörte damals schon dazu.. Übrig blieb ihm und seiner neuen R.E.D.-Firma nach internen Streitigkeiten nur noch ein zirka 16.000 Quadratmeter großer Teil am östlichen RAW- Rand. Dort etablierte sich zuletzt die Neue Heimat als bekannter und beliebter Street Food Market.
Aber auch als Veranstaltungsort für Konzerte und Partys. Es ist kein Geheimnis, dass die Kurth-Gruppe auch an diesem östlichen Geländeteil interessiert war und der Bezirk es gern gesehen hätte, wenn er nur mit einem einzigen Eigentümer über die Zukunft des Areal verhandeln müsste.
Das ist nun erst mal vorbei, Wagner hat allen ein Schnippchen geschlagen und beschimpft die ehemaligen Partner: „Der Bezirk hat der Kurth-Gruppe kurzfristige Genehmigungen erteilt, uns hat er alle Baugenehmigungen verweigert“, sagt er.
Schwerpunkt studentisches Wohnen
Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne) verwahrt sich gegen die Vorwürfe, die er als üble Nachrede bezeichnet. Niemand habe jemals jemanden bevorzugt, alle Genehmigungen für Clubs und Kulturhäuser auf dem Kurth-Gelände stammten noch aus alten Zeiten.
Man hätte auch die Neue Heimat mit ihren Veranstaltungen noch eine Zeit lang geduldet. Halle und Freigelände hätten aber umgebaut werden müssen, für die neue Nutzung, aber mit der R.E.D.-Gruppe sei leider keine Kooperation möglich gewesen. „Eine Baugenehmigung, in der Partys bis morgens um 6 Uhr beantragt werden, und das für bis zu 850 Personen, können wir im Interesse der Anwohner so nicht genehmigen.“
Der neue Eigentümer, die IC Immobilien-Gruppe, so Klaus Wagner, sei ein Investor, dessen Schwerpunkt auf dem Thema studentisches Wohnen liege. Ob er damit auf dem RAW-Gelände zum Zuge kommt, darf bezweifelt werden.
Ursprünglich sollten im östlichen Teil tatsächlich Wohnungen gebaut werden. Bis das Bezirksparlament sich voriges Jahr dagegen aussprach, um Clubs, Theater und Kinderzirkus auf dem Areal wegen Lärmklagen nicht zu gefährden. Noch hat sich der neue Eigentümer nicht im Bezirk gemeldet. Hans Panhoff sagt: „Wir reden natürlich mit jedem Investor, jedoch muss sich jeder an unserer Planung beteiligen.“