Billigflüge auf Langstrecke ab BER: Bald gibt es Berlin–New York ab 160 Euro

Am Flughafen Berlin Brandenburg sind direkte Verbindungen auf andere Kontinente rar. Im Sommer kommen nun zwei Nonstop-Strecken in die USA hinzu.

Das Hauptterminal des BER in Schönefeld. Bislang gibt es nur vier Langstreckenverbindungen.
Das Hauptterminal des BER in Schönefeld. Bislang gibt es nur vier Langstreckenverbindungen.dpa/Annette Riedl

Ohne Umsteigen vom Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in die USA: Das soll von diesem Sommer an auf zwei weiteren Routen möglich sein. Die norwegische Fluggesellschaft Norse Atlantic Airways hat am Mittwoch angekündigt, dass sie von Mitte August an vom BER nonstop nach New York und Los Angeles fliegen wird. Mit den beiden neuen Langstreckenverbindungen wächst die Zahl der Routen zwischen dem BER und den USA auf drei. Seit Ende März fliegt United Airlines nach Newark bei New York.

Vom 17. August an werden der Flughafen BER und der John F. Kennedy Airport (JFK) in New York täglich durch Direktflüge miteinander verbunden, teilte Norse Atlantic mit. Tickets soll es bereits ab 160 Euro pro Strecke geben. Start in Berlin ist laut Flugplan um 19.30 Uhr, die Ankunft um 22 Uhr. In New York ist der Abflug für 0.30 Uhr vorgesehen, um 14.25 Uhr soll der Boeing 787 Dreamliner wieder am BER eintreffen.

Vom 19. August an will die Airline außerdem dreimal pro Woche zwischen dem BER und Los Angeles fliegen. Auf dieser Route soll der Ticketpreis bei 189 Euro beginnen, hieß es. Geplant ist, in Berlin sonntags, mittwochs und freitags zu starten. Dienstags, donnerstags und sonnabends geht es über Nacht zurück von Los Angeles nach Berlin.

Airline besteht erst seit dem vergangenen Jahr

Der Verkauf hat für beide Strecken begonnen, so das Unternehmen. Drei Tarifoptionen mit unterschiedlichen Bedingungen stehen zur Wahl. Passagiere können zwischen der Economy- und der Premium-Class wählen. „Unsere Premium-Kabine bietet einen branchenführenden Sitzabstand von 43 Zoll und eine Neigung von 12 Zoll, sodass die Passagiere erfrischt an ihrem Ziel ankommen“, schreibt die Fluggesellschaft.

Norse Atlantic Airways ist eine norwegische Fluggesellschaft, die mit niedrigen Preisen wirbt. Das Unternehmen, das seinen Sitz im südnorwegischen Arendal hat, besteht erst seit 2021. Im Januar dieses Jahres bekam es die Genehmigung des US-amerikanischen Verkehrsministeriums, von Norwegen und der Europäischen Union in die USA zu fliegen. Die Flotte besteht derzeit aus vier Boeing 787-9 Dreamliners. Elf weitere Boeing-Maschinen sollen angeschafft werden.

Vielleicht im nächsten Jahr von Berlin nonstop nach Florida

Bislang hat die Luftfahrtgesellschaft den kommerziellen Flugbetrieb noch nicht aufgenommen. Als Erstes soll am 14. Juni der Betrieb zwischen der norwegischen Hauptstadt Oslo und New York JFK beginnen, hieß es. Flugtickets gibt es ab 112 US-Dollar pro Strecke. Weitere Routen sind geplant von Oslo nach Fort Lauderdale-Miami und Orlando in Florida sowie nach Los Angeles. Zudem möchte Norse Atlantic auch von London-Gatwick nach New York und Oslo fliegen.

Gefragt, ob Norse auch von Berlin aus Florida ansteuern möchte, sagte der Firmengründer und Geschäftsführer Bjørn Tore Larsen am Mittwoch: „Das würden wir gern tun. Für 2022 haben wir das aber noch nicht auf dem Radar.“

Ein Boeing 787 Dreamliner der Norse Atlantic Airways
Ein Boeing 787 Dreamliner der Norse Atlantic AirwaysMalcom Nason

„Wir freuen uns sehr, diese beiden neuen Strecken anzukündigen“, sagte Larsen. Viel zu lange sei Berlin „nur unzureichend“ mit den USA verbunden gewesen. Die Direktverbindungen bieten „eine direkte und kostengünstige Option, die sowohl Geld als auch Zeit spart“.

Einst steuerte Air Berlin von Tegel aus acht Ziele in den USA an

„Für Berlin und Brandenburg sind das exzellente Neuigkeiten“, so Flughafenchefin Aletta von Massenbach. Nach der Corona-Krise lebe der Flughafenstandort Berlin wieder auf, für dieses Jahr erwarte die Flughafengesellschaft rund 17 Millionen Fluggäste. „Es ist der richtige Zeitpunkt“, sagte sie.

Für den BER ist es eine gute Nachricht, nachdem es jüngst schlechte Neuigkeiten gab. Wie berichtet will Easyjet zum Winterflugplan sieben von 18 Flugzeugen abziehen und bis zu 275 Beschäftigte entlassen. Wie Ryanair beschwert sich das Unternehmen über die seiner Ansicht nach hohen Flughafenentgelte.

Die Hauptstadtregion leidet darunter, dass für Reisen auf andere Kontinente in den meisten Fällen ein Umsteigen auf anderen Flughäfen erforderlich ist. Dabei bemüht sich die Fluggesellschaft FBB seit Jahren um mehr Langstreckenverbindungen – bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Berlin und Brandenburg sind vor allem eine Destination für den touristischen und sonstigen privaten Verkehr. Andere Regionen werden häufiger von Geschäftsleuten angesteuert, die Airlines größere Gewinnmargen verschaffen. Derzeit gibt es nur drei Direktverbindungen vom BER auf andere Kontinente.

Auch zwischen Berlin und den USA war das Angebot an Direktverbindungen einst besser. So bot Air Berlin im Sommerflugplan 2017 Flüge von Berlin zu nicht weniger als acht US-amerikanischen Zielen an: nach New York JFK, Boston, Orlando, Miami, Fort Myers, Chicago, Los Angeles und San Francisco. Im Oktober 2017 gab die Airline auf.

United Airlines fliegt doch nicht von Berlin nach Washington

United Airlines teilte Ende März mit, dass die ursprünglich für Mai angekündigte zweite Berlin-Route, die nach Washington führen sollte, erst einmal nicht in Betrieb genommen wird. Ein neuer Termin wurde bis heute nicht genannt. „Die Entscheidungen werden anhand zahlreicher Faktoren getroffen, dazu gehören unter anderem die Nachfrage, Kosten und Ressourcen – im Mittelpunkt steht aber immer unser Kunde. Wir haben uns daher entschlossen, uns zunächst auf die tägliche Verbindung vom BER nach New York zu fokussieren“, so eine Sprecherin zur Berliner Zeitung.

„Das Engagement der jungen norwegischen Fluggesellschaft zeigt, dass der BER als Start- und Zielpunkt neuer Verbindungen attraktiv ist“, sagte Robert Rückel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, am Mittwoch. „Nun kommt es darauf an, dass die Rahmenbedingungen für alle Airlines am BER wettbewerbsfähig sind und keine weiteren Verluste auf der Mittel- und Kurzstrecke entstehen. Die Wirtschaft der Hauptstadtregion ist auf eine stetig wachsende Zahl von City- und Interkontinentalflügen angewiesen.“