Billy Six: Berliner Reporter ist auf dem Weg von Venezuela nach Deutschland
Nach vier Monaten Isolationshaft in Venezuela ist der aus Brandenburg stammende Reporter Billy Six auf dem Weg nach Deutschland. Das bestätigten dessen Vater und das Auswärtige Amt am Sonntag der Berliner Zeitung. „Wir sind froh, dass der Fall Billy Six nach intensiven Bemühungen eine positive Entwicklung genommen hat“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Der 32-Jährige, der unter anderem für die rechtskonservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“ arbeitet, war Mitte November in Venezuela verhaftet worden. 119 Tage saß er in einer Einzelzelle im Geheimdienstgefängnis in Caracas.
Dem Journalisten wurden unter anderem Landesverrat und Spionage vorgeworfen. So soll er im Mai 2018 eine Absperrung übertreten haben, um ein Foto von Staatspräsident Nicolás Maduro zu machen. Zudem fotografierte er eine öffentliche Militärparade.
Familie: Nicht Deutschland habe für Freilassung gesorgt sondern die Russen
Am Freitagabend hatte ein Gericht ihn auf freien Fuß gesetzt – zunächst mit Auflagen. So durfte der Journalist nicht das Land verlassen und musste sich alle 15 Tage bei den venezolanischen Behörden melden. Die deutsche Botschaft in Caracas erreichte nun seine Ausreise nach Deutschland. Am Sonntag bestieg Six ein Flugzeug.
Seit längerem erhebt seine Familie schwere Vorwürfe gegen das deutsche Außenministerium. So habe es nicht förmlich gegen die Inhaftierung ihres Sohnes protestiert und die Freilassung gefordert, wie dies stets bei anderen Journalisten der Fall war. „Das Auswärtige Amt hat ein Minimum an Aktivitäten an den Tag gelegt, um dem Vorwurf zu entgehen, nichts gemacht zu haben“, sagte Edward Six am Sonntag.
Zudem habe nicht das Auswärtige Amt für die Freilassung gesorgt sondern der russische Außenminister Sergej Lawrow. Dieser habe am vergangenen Donnerstag während eines Treffens mit der österreichischen Regierung in Wien auch seinen venezolanischen Amtskollegen Jorge Arreaza getroffen. Die Regierung von Venezuela sei dem Wunsch der Russen nach sofortiger Freilassung ohne weiteres nachgekommen.
Wie Six’ Familie auf Facebook schreibt, habe der AfD-Bundestagsabgeordnete und Obmann im Auswärtigen Ausschuss, Petr Bystron den Kontakt zu Lawrow vermittelt. Zu einer angeblichen Hilfe der Russen will sich das Auswärtige Amt nicht äußern.
Auswärtiges Amt weist Vorwürfe zurück
Das Auswärtige Amt wies allerdings die Vorwürfe der Familie zurück: „Die Deutsche Botschaft in Caracas hat Herrn Six vom Bekanntwerden des Haftfalls bis zum Zeitpunkt seiner Ausreise vom Flughafen Maiquetía Simón Bolívar eng konsularisch betreut.“ Konsularische Betreuung durch die jeweilige Botschaft erhalten alle deutschen Staatsbürger, die irgendwo im Ausland in Haft sitzen, auch gewöhnliche Verbrecher.
Auf Nachfrage ergänzte das Auswärtige Amt: "Die Botschaft hat von Anfang an alles getan, was möglich war, damit die Herrn Six zustehenden Rechte respektiert und eingehalten wurden. Schon im November hat Botschafter Kriener beim venezolanischen Vize-Außenminister Yvan Gil in der Sache demarchiert (eine Protestnote abgegeben, d. Red.). Auch im Nachgang hat es weitere hochrangige Interventionen gegeben."
Edward Six will seinen Sohn am Montag in Berlin am Flughafen abholen. Zumindest eines weiß er schon: „Sein Gesundheitszustand ist offenbar ganz gut.“
Für die Freilassung des Journalisten hatte sich unter anderem die Organisation „Reporter ohne Grenzen eingesetzt“.