Bürgeramt Charlottenburg: Wer was will, braucht einen Termin
Eigentlich war es als Modell für eine innovative, bürgerfreundliche Verwaltung gedacht. Aber das erst im Mai eröffnete neue Bürgeramt in den Wilmersdorfer Arcaden wird seinen Service ab dem 1.?August schon wieder abspecken. Auch dort wird man künftig wie in den meisten Berliner Bürgerämtern nur noch bedient, wenn zuvor ein Termin vereinbart wurde. Spontane Besuche, etwa um einen Ausweis zu beantragen, werden nicht mehr möglich sein. Das teilte Charlottenburg-Wilmersdorfs Bürgerdienste-Stadträtin Dagmar König (CDU) mit. Auch die Bezirksverordnetenversammlung hat der Reduzierung des Bürgerservice zugestimmt.
Hintergrund der Entscheidung sind teils chaotische Zustände in dem ersten und einzigen Bürgeramt, das einst mit großen Erwartungen in einem Einkaufscenter eröffnet wurde. Die Idee erwies sich von Beginn an als problematisch. Schon am Eröffnungstag Anfang Mai murrten die Angestellten der Geschäfte in der Nähe des Bürgeramt-Counters, vor dem sich sofort eine lange Schlange Wartender gebildet hatte, die sich für eine Bearbeitungsnummer anstellten. „Die vergraulen uns die Kunden", war der Tenor aus den Läden.
Doch auch die Bürgeramtsmitarbeiter hatten in dem Einkaufszentrum von Anfang an einen schweren Stand. Pöbeleien und Aggressionen der zum Teil stundenlang wartenden Besucher seien an der Tagesordnung, heißt es im Bezirksamt. Grund dafür sei, dass das Amt in den Arcaden weit und breit in der Innenstadt das einzige sei, in das man (noch) spontan gehen kann, sagte Stadträtin König. Das bedeute, dass viele Kunden lange Wege hinter sich haben, um dann an Ort und Stelle festzustellen, dass man noch einmal sehr lange warten muss. Also zog die Stadträtin die Notbremse. „Um meine Beschäftigten vor Aggression zu schützen und auch die langen Wartezeiten zu reduzieren, wird auf reine Terminkundschaft umgestellt“, so König.
Bezirk im Regen
Ab 1.?August wird demzufolge auch in den Arcaden wie bereits in den Ämtern des Bezirks am Hohenzollerndamm, der Heerstraße und dem Halemweg nur noch auf Termin gearbeitet. Im Internet beziehungsweise unter der zentralen Behördenrufnummer 115 kann man einen Termin für sein Anliegen buchen. Nur wer ein ganz dringendes Anliegen habe, beispielsweise schnell Ersatz für ein gestohlenes Personaldokument brauche, werde auch weiterhin spontan bedient, so König. Allerdings müsse man dann mit erheblicher Wartezeit rechnen.
Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) sprach von einer „zwingend notwendigen“ Umstellung. Er zeigte sich immer noch ungehalten über die Nachbarbezirke, von denen die meisten längst auf Termin-Bürgerämter umgestellt haben – und damit seinen Bezirk im Regen haben stehen lassen, wie er es sieht. Insgesamt aber gelte, so Naumann: „Es wird mal wieder sehr deutlich, dass die Bürgerämter angesichts der wachsenden Stadt Berlin personell unzureichend ausgestattet sind.“