Bundesnachrichtendienst nimmt Arbeit in Neubau an Chausseestraße auf

Noch sind einige Jobs zu haben. Zum Beispiel der eines Ingenieurs für den Bereich Wehrtechnik, zu dessen Aufgabenschwerpunkten die „technische Analyse von ballistischen Raketensystemen“ gehört. Gesucht werden aber auch Dolmetscher für Persisch, Russisch und Arabisch.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) richtet sich mehr und mehr in Berlin ein. Die Mitarbeiter, die für Terrorismus und Organisierte Kriminalität zuständig sind, haben jetzt als erste Abteilung den Neubau des deutschen Auslandsgeheimdienstes an der Chausseestraße in Mitte bezogen.

Elf Jahre nach dem Baubeginn nimmt die neue Geheimdienstzentrale damit ihren Betrieb auf. Sie ist nach Plänen des Berliner Architekten Jan Kleihues am Standort des ehemaligen Stadions der Weltjugend errichtet worden.

Rund 4000 Mitarbeiter sollen einmal in dem Neubau arbeiten. Das Gebäude gehört mit rund 5200 Räumen und 3300 Büros zu den größten der Stadt. Die Bruttogeschossfläche ist mit rund 260.000 Quadratmetern so groß wie rund 35 Fußballfelder.

Elektronische Geräte dürfen nicht mitgenommen werden

Die BND-Zentrale gehört zugleich zu den am besten geschützten Häusern Berlins. Das 30 Meter hohe Haus steht aus Sicherheitsgründen in einer Senke. Das unterste Geschoss ist ohne Fenster. Hier ist die Technik untergebracht. Ein hoher Zaun verläuft an der Außenseite. Kameras haben alles im Blick.

Falls Unbefugte auf das Areal vordringen wollten, bleibt das nicht unbemerkt. In den beiden Torhäusern an der Chausseestraße befindet sich der Hauptzugang für die Mitarbeiter. Elektronische Geräte wie Handys, oder Laptops dürfen nicht mitgenommen werden zum Arbeitsplatz. Sie müssen hier in Schließfächern abgegeben werden. Im nördlichen Torhaus befindet sich die Kantine mit Platz für bis zu 400 Beschäftigte. Im südlichen die Bibliothek.

Über einen langen Gang laufen die Beschäftigten von den Torhäusern zum Hauptgebäude und weiter zu ihren Büros. Je nachdem, wo sich das Büro befindet, brauchen sie für den Weg vom Eingang bis zum Schreibtisch zehn bis 15 Minuten. Jeder Mitarbeiter hat eine eigene elektronische Karte. Wenn er das Haus betritt, wird damit der individuelle Weg zum Büro freigeschaltet.

206 Millionen Euro für Gebäudeausstattung

Denn nicht jeder darf überall hin. In den Büros der Mitarbeiter stehen höhenverstellbare Schreibtische. Jeder Beschäftigte hat zwei PCs. Einen mit Anschluss ans Internet, einen ohne Verbindung nach draußen. Das Führungszentrum liegt im Herzen des Hauptgebäudes. Es ist ein großer, hoher holzgetäfelter Raum mit dunklem Teppich. Auf der einen Seite sind Regiekabinen, auf der anderen Seite mehrere kleine Bildschirme, die sich zu einem großen Bild zusammenschalten lassen.

Fünf Uhrzeiten verschiedener Zeitzonen werden auf großen runden Uhren an der Wand angegeben: Für New York, London, Berlin, Moskau und Peking. Das Büro des Präsidenten befindet sich im obersten Geschoss. 42 Quadratmeter ist das Chefzimmer groß. Mit Parkett und einem schmalen Balkon. Der Blick reicht bis zum Kanzleramt – dem Hauptabnehmer der Informationen.

Bis zum nächsten Jahr soll der Umzug der Geheimdienstmitarbeiter in die neue Zentrale abgeschlossen werden. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Für die Gebäudeausstattung sind weitere 206 Millionen Euro vorgesehen. Im Inneren unterscheidet sich die BND-Zentrale deutlich von anderen Bundesbehörden. Zur BND-eigenen Technik gehören sogenannte Labore, in denen unter anderem Pässe für Agenten und andere Spionage-Gegenstände hergestellt werden.