BVG: Schwarzfahrer in Berlin leben gefährlich

Berlin ist für Schwarzfahrer ein gefährlicheres Pflaster geworden – und das hat sich offensichtlich herumgesprochen. Nachdem ihr Anteil bei Kontrollen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 2013 auf ein Rekordhoch gestiegen war, hat er in diesem Jahr wieder deutlich abgenommen. Das teilte das Landesunternehmen mit. „Die höhere Kontrolldichte und die gezielten Maßnahmen zeigen offenbar Wirkung“, sagte BVG-Sprecher Markus Falkner. Er kündigte an, dass die von der BVG beauftragte Firma weitere Kontrolleure einsetzen will. Außerdem sollen verstärkt auch Bus-Fahrgäste nach ihren Fahrscheinen gefragt werden.

„Die Feststellungsquote ist aktuell auf etwa sechs Prozent gesunken“, teilte Falkner mit. Das heißt: Von den kontrollierten Fahrgästen haben im Durchschnitt sechs Prozent kein Ticket – oder ihre Karte musste beanstandet werden, etwa weil nicht die richtige Monatsmarke darauf klebt.

Fast 600.000 ohne Ticket erwischt

Im vergangenen Jahr sah die Bilanz noch anders aus. Damals konnten bei Kontrollen der BVG 8,5 Prozent der Fahrgäste keinen gültigen Fahrschein vorweisen. So groß war der Anteil noch nie gewesen. Nach Informationen der Berliner Zeitung wurden fast 2,8 Millionen Fahrgäste des Landesunternehmens kontrolliert, davon wurden rund 236 800 auffällig. Rechnet man die 325.600 Schwarzfahrer hinzu, die bei der S-Bahn ertappt wurden, kommt man auf mehr als eine halbe Million. Berlin, Hauptstadt der Schwarzfahrer.

Warum gingen bei der BVG so viele Schwarzfahrer ins Netz? Bis 2012 war ein anderes Unternehmen für Kontrollen zuständig, das sich im Juli zurückzog. Es hinterließ ein Vakuum. Schwarzfahrer konnten sich zunehmend sicher fühlen. 2013 wurde das anders.

Zum einen nahm mit der Wisag ein neues Sicherheitsunternehmen die Arbeit auf, mit 80 Einsatzkräften. Das waren mehr als früher, und diese Zahl soll noch steigen. Zum anderen stockte die BVG ihr eigenes Kontrollpersonal auf – 40 Beschäftigte sind dort nun tätig.

Die Zahl der Schwerpunktkontrollen nahm zu. Noch nie waren so viele Kontrolleure bei der BVG unterwegs, und sie waren 2013 auch erfolgreicher als ihre Vorgänger. Die Zahl der kontrollierten Fahrgäste stieg im Vergleich zu 2012 nur um rund 10.000, doch die Zahl der erwischten Schwarzfahrer nahm um rund zwei Drittel zu.

Inzwischen sank sie wieder. Doch auch heute tauchen Kontrolleure vor allem auf Strecken auf, die als schwarzfahrerträchtig gelten. Nach internen Analysen zählen dazu die U-Bahn-Linien U 2 und U 9 sowie die Straßenbahnlinie M 10. Besonders vormittags und abends haben dort viele kein Ticket dabei. Anderswo ist das jedoch anders. Darum geht die BVG davon aus, dass die stadtweite Schwarzfahrerquote bei rund vier Prozent liegt – wie in früheren Jahren. „Dadurch entgehen uns Einnahmen in Höhe von rund 20 Millionen Euro jährlich“, so Falkner.

„Passt auf!“

„Neu ist, dass wir verstärkt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit mobilen Kontrollgeräten in den Bussen einsetzen, um die Gültigkeit der elektronischen Fahrscheine zu überprüfen“, sagte der BVG-Sprecher. Weil die Lesegeräte für die VBB-Fahrcard in Bussen noch immer nicht richtig arbeiten, gibt es auch dort Schwarzfahrer.

Dafür funktioniert andere Technik gut: Im Internet informieren sich Fahrgäste, wo gerade kontrolliert wird. Zum Beispiel auf der Facebook-Seite Schwarzfahren Berlin. Ein gewisser Flint schrieb am Dienstag um 11.18 Uhr: „Zwischen Alt-Marzahn und Springpfuhl Kontrollen. Also passt auf!“