Chabad Berlin baut neue Synagoge in Charlottenburg-Wilmersdorf
Die Chabad-Gemeinde in Berlin gab am Mittwoch bekannt, dass sie an der Münsterschen Straße eine neue Synagoge bauen will

Zum jüdischen Neujahrsfest hatte am Mittwoch in Berlin Rabbiner Yehuda Teichtal eine überraschende Neuigkeit parat: Er gab bekannt, dass die Chabad-Gemeinde eine neue Synagoge bauen will. Teichtal sagte in Anwesenheit von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht, dem israelischen Botschafter Ron Prosor und dem Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner, dass „die neue, große Synagoge der Gemeinde ein Haus sein soll, das allen offensteht“.
Die neue Synagoge wird als Erweiterung der bestehenden gebaut, wie Teichtal der Berliner Zeitung erklärt. Sie soll nach Süden gerichtet sein, damit die Gemeinde nach Jerusalem beten kann. Rabbiner Teichtal: „Wir wollen ein offenes Haus schaffen, in dem alle 365 Tage im Jahr willkommen sind. Wir wollen ein Ort des Austauschs, der Toleranz und des Respekts sein. Die Synagoge ist nicht nur für die Mitglieder unsere Gemeinde da, sondern ein Ort für alle Menschen in dieser Stadt.“ Es werde auch Veranstaltungen mit anderen Religionen geben, Christen und Muslime seien gleichermaßen willkommen. Um das Programm auch betreuen zu können, will Teichtal zusätzliche Rabbiner nach Berlin holen. Schon jetzt gibt es zwei Rabbiner, die sich um Flüchtlinge und die israelische Community kümmern. Alle Reden und Predigten sollen auf Deutsch gehalten werden, die Gebetsbücher sollen sämtlich deutsche Übersetzungen enthalten. Die neue Synagoge wird den bestehenden Campus vervollständigen, auf dem es heute schon vielfältige soziale und Bildungsangebote gibt.

Die Synagoge wird die größte Synagoge werden, die im Nachkriegsberlin gebaut wird. Die Architektur kommt vom Büro Tchoban Voss. Das Gotteshaus soll knapp 600 Plätze haben. Teichtal will mit dem Bau in der zweiten Jahreshälfte 2023 beginnen. Die Kosten für den Bau betragen etwa 20 Millionen Euro. Die Finanzierung soll vor allem durch Spenden erfolgen. Teichtal: „Wir wollen das Judentum nachhaltig in Berlin etablieren. Uns ist klar, dass das mit der Hilfe von ganz vielen Menschen geht. Es kann uns so gelingen, für ein langfristiges, positives Miteinander zu sorgen.“ Teichtal sagt, dass er trotz des existierenden Antisemitismus das Judentum in Deutschland und in Berlin eine feste Größe geworden sei. Er sei zuversichtlich, dass die negativen Kräfte nicht die Oberhand behalten würden: „Ich denke immer an das Licht in der Dunkelheit.“
Im vergangenen Jahr haben 17.000 Menschen die Angebote der Chabad-Gemeinde in Anspruch genommen. Die Gemeinde selbst hat aktuell 3000 Mitglieder und hundert Mitarbeiter.
Teichtal sagte am Mittwochabend anlässlich eines Empfangs zum jüdischen Neujahr, es sei ein großartiges Zeichen, dass das Judentum in Deutschland und Berlin angekommen sei und sich immer weiter entfalte. Er sagte, dass es noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre, dass jüdische Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland einen sicheren Hafen finden würden. Die Chabad-Gemeinde hatte nach dem Angriff Russlands hundert jüdische Kinder aus Odessa aufgenommen.
Der neue israelische Botschafter Ron Prosor sagte, Rabbiner Teichtal sei ein herausragender Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Berlin und würdigte die Verdienste des Rabbiners. Der Botschafter sagte, dass deutsche und israelische Tugenden einander exzellent ergänzten. Er sagte: „Die Israelis bringen den Deutschen das Fliegen bei, und die Deutschen zeigen den Israelis, wie man landet.“ Prosor will den deutsch-israelischen Jugendaustausch verstärken. Der Botschafter ist überzeugt, dass das gegenseitige Kennenlernen dazu führe, dass Vorurteile abgebaut und Wege des Miteinanders gefunden werden.
Der Empfang zum Neuen Jahr wurde in der Synagoge der Chabad-Gemeinde mit einem Gebet und dem Schofarblasen abgeschlossen .