Charlottenburg: Coming Soon
Berlin - Romanisches Cafe ist schon in die blitzblanken Scheiben im Erdgeschoss eingraviert, der Fußweg vor dem Haus neu verlegt. Sogar zwei Geschäfte haben im 118 Meter hohen „Zoofenster“ am Breitscheidplatz in Charlottenburg geöffnet, Büros sind bereits bezogen. Doch wann der mit Spannung erwartete Hauptmieter, Hiltons Supermarke Waldorf Astoria eröffnet, dazu gibt es derzeit nur vage Angaben. Mitte Dezember, hatte Hilton-Manager Olivier Harnisch kürzlich gesagt, eine Sprecherin des Konzerns teilt auf Nachfrage nach Konkreterem kurz und bündig mit: „Im Herbst“. Der geht bekanntlich bis zum 20. Dezember.
Auch der Verkäufer im Souvenirladen im Erdgeschoss des Wolkenkratzers weiß nicht Bescheid: „Wir haben noch keinerlei Informationen gekriegt.“ Er hoffe aber, dass das Hotel bald öffne – und dann sein Laden mehr Kundschaft bekomme. Wenigstens ist die 250-köpfige Mitarbeiterschar schon im Hotel, wie man einer Mitteilung auf Facebook entnehmen konnte.
Geheimnistuerei ist Firmenstrategie
Ein paar Hundert Meter weiter ist ein Haus mit einem schwarzen, blickdichten Vorbau versehen, auch die Fassade war noch bis Donnerstag verhängt. Keiner soll sehen können, was sich dahinter tut. Dort, am Kurfürstendamm 26a, in der ehemaligen Filmbühne Wien, wird der Computer-Konzern Apple seinen Flagship-Store eröffnen, den ersten Apple-Store in Berlin.
Der Riese aus Kalifornien macht ein noch größeres Geheimnis als Hilton um seinen Berlin-Start. Lange hatte sich das Unternehmen nicht dazu durchgerungen, überhaupt zu bestätigen, dass es mit einem eigenen Markenstore in die deutsche Hauptstadt kommt. Nachdem das schon längst alle Spatzen von den Dächern pfiffen, antwortet das Apple-PR-Team jetzt wenigstens auf eine Anfrage zur Eröffnung: „Wir melden uns automatisch bei Ihnen, sobald es offizielle Informationen von Apple gibt.“ Schließlich gehört Geheimnistuerei zur Firmenstrategie.
Ausdruck von Pleiten, Pech und Pannen
Dabei sind etliche Dinge schon längst durchgedrungen, wie das Datum 8. November. Da sollte der große Tag sein, heißt es bei eingeweihten Kreisen in der City West. Doch spricht man mit Mitarbeitern von der Baustelle, sieht es derzeit noch nicht danach aus. Von Chaos im denkmalgeschützten früheren Kino ist die Rede, davon, dass der anvisierte Termin nicht zu halten sei, dass es vielleicht nur eine Teileröffnung auf den 5000 Quadratmetern Handelsfläche gibt. Die gläserne Treppe, Kennzeichen jedes Apple-Stores, ist allerdings schon in der vergangenen Woche angeliefert worden, berichtet ein Beobachter, der täglich morgens und abends vor Ort guckt, ob sich etwas von Baufortschritt erspähen lässt. Vielleicht gehört die Geheimnistuerei einfach zu Weltkonzernen.
Vielleicht ist sie aber auch Ausdruck von Pleiten, Pech und Pannen beim Bauen. Denn bereits zweimal musste der Fertigstellungstermin für das „Zoofenster“ korrigiert werden – zuletzt unter anderem ähnlich wie beim Flughafen BER – wegen Schwierigkeiten mit der Steuer- und Regeltechnik, insbesondere an der Brandschutzanlage. Auch bei dem Apple-Projekt am Kurfürstendamm soll, wie von Mitarbeitern gehört, vieles nicht rund gelaufen sein. Zudem stellt der Denkmalschutz für das neoklassizistische Gebäude hohe Anforderungen. Und beim Umbau muss auch die Nobel-Wohnung im obersten Geschoss beachtet werden: Darin befindet sich ein gar nicht so kleines Schwimmbad – Deckenbohrungen dürften also nur mit höchster Sicherheitsstufe möglich sein.
Currywurst von Bier’s gibt es auch
Gibt es bei den beiden Promi-Projekten also noch das große Rätselraten, kommen zwei ähnliche Großvorhaben am Boulevard nahezu geräuschlos und termingerecht voran: Im Kudamm 195, dort baut die Luxemburger Freo-Gruppe für 100 Millionen Euro, sind bereits die ersten Mieter eingezogen. Boggi Milano, der Mailänder Herrenschneider, hat am 15. September geöffnet, die berühmte Currywurst von Bier’s gibt es auch schon wieder, und seit Donnerstag können Frauen in einem Sportstudio mit großem Wellnessbereich trainieren.
Noch im November eröffnet dort Starstylist Shan Rahimkhan, bis Jahresende die Label Escada, Philipp Plein und Strenesse. Auch nebenan, im denkmalgeschützten Haus Cumberland, scheint alles nach Plan zu laufen. Im Gebäudeteil am Kurfürstendamm sind längst die Hüllen gefallen, strahlend präsentiert sich die Fassade des denkmalgeschützten Hauses.
Vergangene Woche hat Bread&Butter-Chef Karl-Heinz Müller sein Multilabelkonzept 14 oz eröffnet. Weitere Geschäftseröffnungen, darunter ein Restaurant von Roland Mary, stehen bis zum Jahresende an. Im nächsten Jahr werden dann die 186 Luxuswohnungen im Komplex fertig – so wie geplant.