Chemiealarm in Berlin-Kreuzberg: Chemiker steckt in Chemikalienbehälter

Seit dem Montagnachmittag waren Polizei und Feuerwehr an der Großbeerenstraße in Kreuzberg im Großeinsatz. „Mieter einer Wohngemeinschaft befürchteten, dass einer ihrer Mitbewohner einen Unfall gehabt haben könnte“, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Das Zimmer des Mannes, der von Beruf Chemiker ist, war an Fenstern und Tür abgedichtet. Zudem hatte er mehrere Schilder aufgestellt, auf denen er vor Chemikalien, darunter Schwefelwasserstoff, warnte.

Als alarmierte Feuerwehrleute die Tür öffneten, fanden sie mehrere Säcke und Behälter mit unbekannten Substanzen vor. „Es ist zu befürchten, dass sich der Mann in einem der Säcke befindet und tot geborgen wird“, sagte der Polizeisprecher.

Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an. Vier Etagen über der Parterre-Wohnung wurden evakuiert. Eine Dekontaminationsstation mit Duschen wurde errichtet. Die Feuerwehrleute legten Vollschutzanzüge an und begannen die Chemikalien zu bergen.

Bis zum Abend bargen die Einsatzkräfte bereits eine größere Menge an Chemikalien. Sie wurden mit Spezialbehältern aus dem Haus transportiert. Gegen 19.30 Uhr hatte die Polizei dann relative Gewissheit. In der Tüte stecke der 50-jährige Mann. Er war tot. "Es war wahrscheinlich ein Suizid", sagte der Polizeisprecher. Die Kripo der örtlichen Polizeidirektion übernahm die Ermittlungen zum Hergang. Die Großbeerenstraße war zwischen Tempelhofer Ufer und Obentrautstraße gesperrt.

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