Stolz im Netz

Der CSD findet dieses Jahr im Netz statt. Das ist gut und schwierig zugleich.

Laut, sichtbar, bunt: Der Berliner CSD gehört zu den absoluten Highlighst des Jahres.
Laut, sichtbar, bunt: Der Berliner CSD gehört zu den absoluten Highlighst des Jahres.Foto: Imago Images

Berlin-Für den Berliner Christopher Street Day in seiner langjährigen Geschichte dürfte der kommende Sonnabend eine ganze neue Herausforderung sein: Aus Pandemie-Gründen hat sich die Parade, wie auch schon andere Veranstaltungen in der Corona-Krise, ins Netz verlegt: „Digitaler CSD Berlin 2020“ heißt die Demo nun, und das diesjährige Motto lautet – im Gegensatz zu vielen Jahren davor kurz, knackig und einprägsam – „Don’t hide your pride“, also: Verstecke nicht deinen Stolz.

Der Stolz im schwul-lesbischen Zusammenhang hat natürlich eine andere Konnotation als im patriotischen Kontext und beschreibt das Erwachen und die Selbstfindung der Community seit ihrer Initialzündung in jenem New Yorker Sommer 1969. Mit dem Verstecken hat es die schwul-lesbische Gemeinschaft glücklicherweise nicht mehr so sehr. Der CSD geht in Berlin, wo ja jede Demo und jede Feier größer ist als anderswo in der Republik, in der Regel mit lauter Sichtbarkeit von statten.

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Für den Berliner Christopher Street Day in seiner langjährigen Geschichte dürfte der kommende Samstag eine ganze neue Herausforderung sein. Aus Pandemie-Gründen hat sich die Parade, wie auch schon andere Veranstaltungen in der Corona-Krise, ins Netz verlegt: „Digitaler CSD Berlin 2020“ heißt die Demo nun, und das diesjährige Motto lautet: „Don’t hide your pride“. Von 14 bis 24 Uhr wird über den Fernsehsender @alex_berlin_de sowie Kanäle wie Youtube, Facebook, Twitch oder Instagram eine Programm-Mischung aus Politik und Party geboten. Bühnen gibt es im @hausderstatistik am Alexanderplatz und im sogenannten Kiez, der Gegend zwischen Eisenacher, Motz- und Fuggerstraße in #Schöneberg. Wir streamen das Abendprogramm des #CSD2020 mit @ebow.mp3, @rummelsnuff_official und @allefarben_official auf www.berliner-zeitung.de – also nicht vergessen ab 18.30 Uhr einzuschalten! . . . ______ #CSD #csdberlin #pridemonth #pride🌈#berlinpride #igqueer #community #berlinpride2020 #donthideyourpride #sichtbarkeit #sichtbarkeithierundweltweit #rebeccagubitzer #ebow #youtube #lgbtqi* #lsbtiqa #berlin #munich #visithersite #weheartyou #🏳️‍🌈 #♥️🌈 #futureisfemale #queer #instaqueer #creativ #kunterbunt #rainbow

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Das ist jetzt ein Problem, denn zumindest der Feieraspekt wird dieses Jahr an Bedeutung verlieren. Eine gestreamte Party, so liebevoll das CSD-Komitee diese auch vorbereitet, ist eben doch etwas anderes, als sich mit einer fröhlich-aggressiven Menge durch die Stadt zu bewegen und zum Abschluss an der Siegessäule oder in einem der vielen Clubs der Stadt abzustürzen. Nicht von ungefähr musste sich der Berliner CSD immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, zu einer reinen Party ohne jeglichen politischen Inhalt zu verkommen. Die Macher haben sich diesem Vorwurf indes immer entgegengestemmt, und genau jetzt besteht die Chance, den politischen Aspekt der Demo im Digitalen wieder verstärkt hervorzuheben. Denn die Verfolgung von Minderheiten ist mitnichten Geschichte.

Einen drögen Nachmittag mit schweren Vorträgen zur Lage muss indes niemand fürchten. Der digitale CSD hat natürlich auch ein Showprogramm, und wem nach physischer Sichtbarkeit ist, der kann sich auf der Website ein CSD-Package bestellen – Trillerpfeife, Regenbogenflagge und Mottobändchen inklusive.