Pride Month in Berlin: „Wir wollen Ost- und West-Berlin verbinden“

Auch sonst hat die LGBTQI+-Community Forderungen und ein volles Programm für den Christopher Street Day am Sonnabend. Ein Gespräch mit Ulli Pridat vom CSD e.V.

Ulli Pridat
Ulli PridatCSD e.V.

Herr Pridat, am Sonnabend findet der alljährliche Christopher Street Day Berlin unter dem Motto „United in Love – vereint in Liebe“ statt. Das ist ja nun kein besonders originelles Motto.

Das offene und basisdemokratische CSD-Forum hat fast einstimmig darüber entschieden und in Zeiten der gesellschaftlichen Spaltung und eines Krieges im Osten Europas wollten wir explizit ein kurzes und knackiges Motto. Wichtiger ist der Zusatz „Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“, das fasst all unsere Anliegen perfekt zusammen. Zudem geht mit dem Motto ja auch unser Forderungskatalog einher, den wir an den Senat, an die Bildungseinrichtungen dieser Stadt sowie an Firmen verschicken und ihnen überreichen.

Was fordern Sie darin?

Beispielsweise mehr Aufklärung in den Schulen über Menschen mit Transidentität, ein Verbot geschlechtszuweisender Operationen, Kampagnen zur Förderung von LGBTQIA* am Arbeitsplatz, aber auch die Abschaffung diskriminierender Werbung in der Kosmetikindustrie, wo ja nach wie vor fast nur weiße Menschen gezeigt werden. Zudem fordern wir Polizeipräsidentin Barbara Slowik und Innensenatorin Iris Spranger auf, in allen Bezirken Berlins Anlauf- und Ombudsstellen für LGBTQIA*-Menschen einzurichten.

Der Vorstand des Berliner CSD e.V.: Marc-Erik Lehmann, Ulli Pridat, Monique King und Patrick Ehrhardt (v. l.)
Der Vorstand des Berliner CSD e.V.: Marc-Erik Lehmann, Ulli Pridat, Monique King und Patrick Ehrhardt (v. l.)Rainer Schadow

Wie wird der Sonnabend ablaufen?

Wichtig war es uns, dass wir den Osten und den Westen der Stadt auf unserer Route haben. Wir starten also um 11.30 Uhr am Spittelmarkt in Mitte, genauer Leipziger-, Ecke Axel-Springer-Straße, mit der Eröffnungsrede der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey, danach setzt sich gegen 12 Uhr der Zug mit 96 Wagen in Bewegung. Die Route verläuft über die Leipziger Straße vorbei am Bundesrat in Richtung Potsdamer Platz.

Dann geht es über die Potsdamer- und die Kurfürstenstraße zum Nollendorfplatz und dann über den Großen Stern und die Straße des 17. Juni zum Brandenburger Tor, wo gegen 16.30 Uhr die Abschlusskundgebung auf der Bühne stattfinden wird und wo noch bis 24 Uhr gefeiert werden kann. Die offizielle CSD-Party „House of Pride“ steigt dann im Ritter Butzke in Kreuzberg. Besonders ist, dass wir in diesem Jahr bei der Auswahl der Moderation wirklich alle unter einen Hut bekommen haben: Wir haben queere und trans* Menschen, eine PoC-Person und eine lesbische Frau auf der Bühne. Mehr Diversität geht nicht.

Die Ukraine und der Krieg spielen aber abgesehen von dem diesjährigen Motto keine explizite Rolle?

Wir wollten nicht einfach nur Flaggenbranding machen und die Farben der Ukraine übernehmen, sondern wir haben Vertreter der Pride aus Osteuropa und aus der Türkei eingeladen, damit sie bei uns auf die oft katastrophale Lage der queeren Community in ihren Ländern aufmerksam machen können. Zudem unterstützen wir alle Geflüchteten aus der Ukraine und natürlich auch aus anderen Ländern auf unserer Website mit Hilfsangeboten.

Die Route des CSD am Sonnabend. Beginn ist 12 Uhr.
Die Route des CSD am Sonnabend. Beginn ist 12 Uhr.CSD e.V.