Clubs haben mehr für die Pandemiebekämpfung getan als Berlins Gesundheitssenatorin

Clubs und Partygänger sind derzeit das Hauptproblem für die Hauptstadt, findet Dilek Kalayci. Doch sie liefert keine Zahlen, sondern spekuliert – mal wieder.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) 
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) Kay Nietfeld/dpa

Berlin-Die Infektionszahlen in Berlin sind hoch – warum, ist unklar. Zumindest, wenn man ehrlich ist. Wenn man nicht ehrlich ist, kann man wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) raten, alten Vorurteilen folgen und behaupten, es liege an den Clubs und den jungen Leuten, die in diesen Clubs und privat so gerne feiern. Und so kann man mal eben eine ganze Branche ins Unglück stürzen. Eine Branche, die zum großen Teil seit März ganz geschlossen hält oder ihre Außenanlagen in Biergärten verwandelt hat. Eine Branche, die so seit mehr als einem halben Jahr Umsatzeinbußen von 50 bis 100 Prozent schluckt – im Namen der Pandemiebekämpfung.

Fraglich ist, was Kalayci in der Zeit für die Pandemiebekämpfung getan hat. Ihre Koalitionspartner Linke und Grüne nämlich kritisierten am Mittwoch: Man würde ja gerne aktiv werden, man würde ja gerne die wichtigsten Auslöser, die Infektionen befördern, angehen. Allein: Die Gesundheitsverwaltung liefere bisher keinerlei valide Zahlen, auf deren Basis das zu rechtfertigen sei. Ja, vor allem junge Leute infizierten sich – aber warum und wo genau, das könne man anhand von Kalaycis Zahlen nicht sagen.

Dass das Credo im Hause Kalayci Spekulation statt Information lautet, ist für Journalisten nichts Neues. Sie erhalten seit Monaten so spärlich Antwort auf die relevanten Fragen, dass einige aufgehört haben, sie zu stellen. Es gibt wenig Fataleres für die Pandemiebekämpfung, als wenn die öffentliche Aufklärung auf der Strecke bleibt. In Berlin hat man sich an diesen Zustand schon gewöhnt.

Strengere Kontrollen in Clubs und Gastronomie? Vielleicht ja gerne! Aber es mangelt an Personal. Dringend sollte Berlins Gesundheitssenatorin herausfinden, wo dieses Personal am besten eingesetzt wird – bevor sie weitere sechs Monate mit sinnlosen Kontrollen vergeudet.