Cocktail-Lunch des französischen Botschafters: Antiquität oder Schirmständer?

Berlin - Wegen des herrlichen Blicks auf den Pariser Platz und wegen der Gesellschaft von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis und Modedesignerin Anna von Griesheim. Auch Gabriele Inaara Begum Aga Kahn (geborene Gabriele Horney, spätere Gabriele Thyssen und noch spätere Gabriele Prinzessin zu Leiningen) hatte die Einladung angenommen.

Der Diplomat ehrte mit dem zwanglosen Essen für knapp 40 Gäste seinen Landsmann Christian Deydier, den Präsidenten des Syndicat National des Antiquaires und Chef der Pariser Kunst- und Antikmesse Biennale des Antiquaires. Dummerweise hatte Deydier in New York das Flugzeug verpasst, was Frankreichs ehemaligen Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres zum Hauptredner qualifizierte. Er holte sich beim Publikum einen sicheren Lacher ab, indem er behauptete: „Franzosen sind nicht mehr arrogant, wir sagen Willkommen zu jedem!“

Auch in Abwesenheit des Chefs sollte bei dem Cocktail-Lunch für die 26. Biennale des Antiquaires, für die Karl Lagerfeld das Dekor entworfen hat, geworben werden. Der Botschafter erklärte am Rande das Verbindende dieser internationalen Veranstaltung gerade für Frankreich und Deutschland: „Das Interesse für die antike Kunst einigt uns sehr. Das ist der Geist des alten Europas.“

Maler Hans Peter Adamski, einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Wilden in den 1980er-Jahren, hatte in der Botschaft Schwierigkeiten, zwischen einer echten Antiquität und einem praktischen Einrichtungsgegenstand zu unterscheiden. Kurz bevor er seinen Schirm in einem Behälter abstellte, den er für den Schirmständer hielt, entschied er, dass es sich dabei wohl doch um etwas altes Wertvolles handelt. Und lehnte den Schirm lieber gegen eine Kommode.