Corona-Ausbruch in Neuköllner Bierkneipe: Gesundheitsamt fahndet nach 41 Brauhaus-Gästen

In einer Kneipe im Schillerkiez haben sich 18 Gäste infiziert, 75 Personen stehen unter Quarantäne. Doch zu 41 Gästen hat das Gesundheitsamt keine Spur, weil sie falsche Angaben gemacht haben.

Das Brauhaus Neulich im Neuköllner Schillerkiez fahndet nach 41 Gästen. Bei einem Besuch hier haben sich 18 Personen mit Corona infiziert.
Das Brauhaus Neulich im Neuköllner Schillerkiez fahndet nach 41 Gästen. Bei einem Besuch hier haben sich 18 Personen mit Corona infiziert.Gerd Engelsmann

Berlin-Erneut ist eine Berliner Bar zum Corona-Hotspot geworden. Zahlreiche Gäste sollen sich in einer Neuköllner Gaststätte mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das Gesundheitsamt des Bezirks sucht seit Dienstag öffentlich nach Personen, die das „Brauhaus Neulich“ an der Selchower Straße im Schillerkiez besucht haben. Dort sei es zwischen dem 16. Und 18. Juli zu einem „nachgewiesenen Infektionsgeschehen“ mit 18 bestätigten Fällen gekommen, teilte die Behörde mit.

Bisher stehen 68 Gäste und sieben Beschäftigte unter Quarantäne. Allerdings sucht das Gesundheitsamt nach weiteren 41 Gästen. Diese hatten in der Anwesenheitsliste vom 16. Juli unvollständige oder falsche Angaben gemacht, was die Kontaktnachverfolgung verhindert.

Diese 41 Unbekannten haben inzwischen weitere Personen angesteckt, befürchtet das Gesundheitsamt, das nach eigenen Angaben erst am Freitag von dem Infektionsgeschehen erfuhr. „Noch am Abend haben wir mit der Kontaktverfolgung angefangen“, sagte Hannes Rehfeldt, Sprecher von Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). „Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die verpflichtende Anwesenheitsdokumentation nicht zu jedem Zeitpunkt “ordnungsgemäß geführt wurde“. Das Bezirksamt prüfe deshalb die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens gegen die Betreiber. 

Laut Infektionsschutzverordnung sind unter anderem Gastwirte verpflichtet, Anwesenheitslisten ihrer Gäste zu führen. Diese müssen den vollen Namen, Telefonnummer, Anschrift oder E-Mail-Adresse und Anwesenheitszeit enthalten. Diese Dokumentation muss vier Wochen lang aufbewahrt und dem Gesundheitsamt auf Verlangen übergeben werden.

„Wir hoffen, dass sich noch Gäste des Brauhauses melden“, sagte Rehfeldt. Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen falscher Angaben müssen sie nach seinen Worten nicht befürchten.

Erst in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass sich in einer Bar am Alexanderplatz 13 Gäste mit Corona angesteckt hatten. Auch dort war laut Gesundheitsamt Mitte die Anwesenheitsliste unvollständig oder mit falschen Angaben ausgefüllt worden.

Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke sieht es als generelles Problem, dass Gaststättenbesucher und Kunden falsche Angaben machen. „Damit ist keine Kontaktverfolgung infizierter Personen möglich“, sagte er der Berliner Zeitung. Eine verlässliche Eindämmung der Pandemie sei nur mit einer vollständigen und wahrheitsgemäßen Anwesenheitsdokumentation möglich. Er erklärte zudem: „Wer diese Verantwortung nicht ernst nimmt, trägt eine Mitschuld an der weiteren Verbreitung der Infektion, an möglicherweise schweren Krankheitsverläufen und an möglicherweise erneuten tiefen Einschnitten in unser aller Freiheit durch neue harte Eindämmungsmaßnahmen.“