Es begann mit diesem kleinen Mann in meinem Kopf. Mitten auf der Stirn. Es war, als wolle sich das Männchen dort mit einem riesengroßen Bohrer eine kleine Wohnhöhle bauen. Nun gut, dachte ich, Kopfschmerzen halt. Und nahm eine Tablette. Die Schmerzen verschwanden nicht, anders als sonst.
Mir fiel ein, dass ich am Vorabend Schmerzen gehabt hatte. Die Schultergelenke hatten wehgetan, die Ellenbogen. Vermutlich von der langen Radtour am Wochenende, dachte ich. Da hatte ich ständig den Lenker verstellt, um eine noch angenehmere Position zu finden.
Am nächsten Morgen waren die Gelenkschmerzen weg. Damit war für mich klar: Der Lenker war’s. Ich muss ihn also doch anders einstellen.
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Dann, mitten am Tag, kamen die Kopfschmerzen. Die erste Tablette half nicht. Das kleine Männchen in meiner Stirn war fleißig, denn seine Höhle wurde immer größer. Bald tat die gesamte Stirn weh. Ich warf die nächste Tablette ein.
Bauarbeiten von ungeahnten Ausmaßen
Auch sie half nicht. Bei der Arbeit war ich etwas unkonzentriert, die Bauarbeiten in meinem Kopf nahmen ungeahnte Ausmaße an: Das Männchen musste eine ganze Brigade angeheuert haben. Die Höhle wurde zu einem Palast, die Schmerzen waren nun überall im Kopf. Erstmals ahnte ich, was es heißen könnte, wenn andere von Migräne-Kopfschmerzen sprechen.
Auch die nächste Tablette half nicht. Als die Gliederschmerzen zurückkamen, suchte ich einen etwas angejahrten Corona-Test heraus. Der funktionierte nicht. Ich fand noch einen anderen, der funktionierte. Positiv. Also ab ins Testzentrum, um das Ganze noch einmal offiziell zu überprüfen. Positiv.
Nun also doch. Nun ist die Welle auch bei mir angekommen. Ich weiß gar nicht, welche wir gerade haben. Viele Bekannte von mir, mit denen ich telefonierte, sagen, dass sie etliche Leute kennen, die es gerade erwischt hat. Berlin scheint eine kleine Sommerwelle zu erleben.
Ich wüsste gern, wo ich mich angesteckt habe. Beim Optiker? Nein, da trugen alle Masken. Auf der Radtour? Nee, unter freiem Himmel ist es unwahrscheinlich. Beim Konzert in der Wuhlheide, für das wir zufälligerweise Freikarten geschenkt bekommen hatten? Das war auch unter freiem Himmel. Im Zug? Nein, da hatte ich eine Maske auf. Im Supermarkt? Hm. Egal, es war irgendwo.
Die Nacht war heftig. Die Großbaustelle im Kopf wummerte, die Glieder schmerzten, und übel war mir auch. Mal sehen, was der Arzt sagt.
Bis zum Urlaub ist es noch eine Weile. Bis dahin ist der kleine Mann hoffentlich verschwunden.