Prozess um Ehrenmord: Leichenhund Edward schlug im Zimmer des Angeklagten an

Bis heute ist unklar, wo Maryam H. in Berlin umgebracht wurde. Ihre Leiche wurde in Bayern entdeckt, und ihre beiden Brüder stehen wegen Mordes vor Gericht.

Mahdi H. muss sich gemeinsam mit seinem Bruder wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten.
Mahdi H. muss sich gemeinsam mit seinem Bruder wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten.Olaf Wagner

Selten kam Leichenspürhund Edward in der Vergangenheit zum Einsatz, sagt die Polizistin Stefanie C. Doch am 3. August vorigen Jahres hatte er einen Auftritt, einen erfolgreichen noch dazu. In Zimmer zwei einer Neuköllner Pension schlug das Tier an einem Stuhl an. In diesem Zimmer wohnte einst Yousuf H., gleich nebenan sein Bruder Mahdi.

Stefanie C. ist Hundeführerin und an diesem Mittwoch Zeugin im Prozess gegen die 27 und 23 Jahre alten Brüder. Yousuf und Mahdi H. wird gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen. Sie sollen am 13. Juli 2021 ihre Schwester Maryam getötet haben, um sie für ihren modernen Lebensstil zu bestrafen. Die Mutter zweier Kinder soll vorher versucht haben, sich aus der archaischen Tradition ihrer afghanischen Familie zu lösen.

Die Leiche sollen die Brüder noch am Tattag in einen Rollkoffer gesteckt und gemeinsam in einem ICE nach Donauwörth, zum Hauptwohnsitz von Yousuf H., transportiert haben. Anfang August wurde die Tote in einem nahen Waldstück gefunden. Maryam H. wurde erdrosselt, ihre Kehle durchtrennt. Ihr Kopf steckte in einer Plastiktüte, die am Hals mit Klebeband umwickelt war. Auch Mund und Nase waren verklebt, die Hände gefesselt. Am Klebeband fand man offenbar eine DNA-Spur von Mahdi H.

Wo aber wurde Maryam H. getötet? In der Neuköllner Pension? Dort schlug nur der Leichenhund an, nicht aber ein auf Blut spezialisiertes Tier. Oder vielleicht doch auf dem Gelände des Dong-Xuan-Centers in Lichtenberg? Dort sollen sich die Beschuldigten damals aufgehalten haben. Stefanie C. erzählt vor Gericht, dass sie mit zwei Hunden auch auf dem Areal des vietnamesischen Großmarkts suchen sollte. „Aber das Gelände war einfach zu groß“, sagt sie. Ein genauer Tatort wird in der Anklage nicht genannt.

An anderer Stelle wurden die Ermittler fündig: Am Kofferraum eines Taxis schlug Rudi an, ein anderer Spürhund. In dem Fahrzeug hatten die Brüder den schweren Rollkoffer am Tattag zum Südkreuz transportiert. Yousuf und Mahdi H. waren am Bahnhof von Überwachungskameras gefilmt worden, als sie den Koffer aus dem Taxi hievten und zum Zug gingen. Der Taxifahrer konnte ermittelt werden.

Betreuer von Mahdi H. soll gehört werden

Die Brüder schweigen im Prozess. Bei der Polizei soll Mahdi H. gesagt haben, dass in dem Koffer nur Klamotten, Gewichte und Boxhandschuhe gewesen seien, die sein Bruder nach Donauwörth mitnehmen wollte. Er habe damals auch nur kurz wegen des Koffers den Zug betreten. Dann sei er wieder ausgestiegen, weil er noch einen Termin mit seinem Betreuer gehabt habe. Die Ermittler glauben ihm nicht. Am Freitag soll der Betreuer als Zeuge gehört werden.