Da private Investoren auch möglichst viele preiswerte Wohnungen bauen sollen, sind sie seit gut einem Jahr verpflichtet, ein Viertel ihrer geplanten Wohnungen zum Mietpreis von 6,50 Euro pro Quadratmeter anzubieten. Kitaplätze und öffentliche Freiflächen sollen im Rahmen von Bebauungsplänen gleich mitentstehen. Dieses Modell der „kooperativen Baulandentwicklung“ funktioniert aber nicht immer. So hat der Investor Artur Süsskind sein Bauprojekt für die Cuvrybrache in Kreuzberg zurückgezogen. Er wollte nur zehn statt der geforderten 25 Prozent Sozialwohnungen bauen.
Jetzt hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dem Investor eine Frist gesetzt, wie Behördensprecher Martin Pallgen sagt: „Wenn der Investor bis Ende dieses Jahres dort nicht baut, erlischt seine Baugenehmigung.“ Dann werde ein völlig neuer Bebauungsplan aufgestellt, der einen noch höheren Anteil an Wohnungen und damit einen noch höheren Anteil an preisgünstigem Wohnraum vorsehe.
Cuvrybrache: 250 hochwertige Wohnungen geplant
Pallgen: „Die Umstellung des Planverfahrens ist erforderlich, da der Grundstückseigentümer das mit der Senatsverwaltung abgestimmte Nutzungs- und Bebauungskonzept nicht weiterverfolgen möchte.“ Das Land Berlin habe aber nach wie vor großes Interesse an der Umsetzung dieses Konzeptes.
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Süsskind, dem die rund 12.000 Quadratmeter große Cuvrybrache seit 2012 gehört, war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er wollte 250 hochwertige Wohnungen auf dem Areal bauen, dazu Shoppingmöglichkeiten und Büros. Im Frühjahr sollte Baubeginn für die Cuvryhöfe sein. Doch im März gab er sein Projekt auf.
Die Pläne für eine Bebauung haben bereits mehrfach gewechselt. Ursprünglich war dort nur Gewerbe vorgesehen – ein Shopping-Center sollte entstehen. Nachdem sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg dagegen aussprach, zog der Senat die Planung an sich. Die Investoren wechselten, auch ein Gründerzentrum sowie ein Luxushotel waren im Gespräch. Die Planungen für ein Gewerbegebiet wurden immer wieder verlängert.
Guggenheim Lab aus New York wollte auf die Cuvrybrache kommen
2012 wollte sich das Guggenheim Lab aus New York zeitweise ansiedeln, um über die Zukunft der Stadt zu diskutieren. Heftiger Widerstand der Anwohner war die Reaktion, erste Protesthütten entstanden. Immer mehr Zelte und Hütten kamen hinzu, bis schließlich gut 200 Menschen dort campierten – Obdachlose, Romafamilien, Lebenskünstler. Nach einem Brand ließ der jetzige Eigentümer Artur Süsskind das Gelände räumen.
Doch auch seine Pläne fanden kaum Zustimmung der Anwohner. Viele fürchten, dass die Mieten im Wrangelkiez weiter steigen, sollten dort Luxuslofts entstehen. Der Senat jedenfalls will, dass auf der Brache Wohnungen entstehen, dazu Gewerbe und eine Kita sowie ein 20 Meter breiter öffentlicher Uferweg.