Das Berliner Radverkehrsnetz wird erweitert: Die Projektliste des Senats verrät wo

Radsaison ist Bausaison. Auch 2019 wird das Berliner Radverkehrsnetz erweitert. Wir geben eine Übersicht über wichtige Projekte.

Bilanz für 2018

Im vergangenen Jahr wurden einige Baumaßnahmen ausschließlich von der Senatsverkehrsverwaltung finanziert. Mit diesem Geld konnten 2,53 Kilometer Radwege saniert werden. 3,42 Kilometer Radfahr- und Schutzstreifen wurden neu markiert, 9,04 Kilometer grün unterlegt. Außerdem finanzierte der Senat 1,59 Kilometer geschützte Radfahrstreifen – Poller trennen sie vom übrigen Verkehr.

„Maßnahmen, die von den Bezirken durchgeführt wurden, kamen hinzu“, sagte Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Dazu gab es vom Senat aber keine Angaben. In diesem Jahr setzen die Bezirke rund 200 Radverkehrsmaßnahmen in Eigenregie um.

Im Schutz von Pollern radeln

„Wir verteilen den vorhandenen Platz in Berlin an vielen Stellen neu“, sagt die Senatorin. „Auch die Umwandlung eines Fahrstreifens stadtauswärts in der Frankfurter Allee steht für dieses Jahr auf dem Plan.“ Die stadtauswärts führende Fahrbahn der Friedrichshainer Magistrale soll zwischen Niederbarnim- und Müggelstraße einen geschützten Radfahrstreifen bekommen. Er wird mindestens zwei Meter breit, teilte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit.

Feste Poller und kleine flexible Baken sollen Kraftfahrzeuge davon abhalten, auf die Radlerspur zu fahren. Ursprünglich sollte 2018 gebaut werden, nun steht 2019 auf dem Plan – ohne nähere Angabe. Erst muss das Bezirksamt das nötige Geld beim Senat beantragen. Die CDU kritisiert das Projekt: Eine wichtige Hauptverkehrsstraße in den Osten wird für Autos schmaler. Aus drei Fahrstreifen werden zwei – die aber statt 2,65 Meter künftig drei Meter breit sein sollen.

Weitere geschützte Radfahrstreifen

2019 beginnt auch anderswo der Bau von „Protected Bike Lanes“, laut Senat zum Beispiel auf der Westseite der Amrumer Straße in Wedding, in der Märkischen Allee in Marzahn-Hellersdorf südlich der Brücke über die Ostbahn sowie in der Karl-Marx-Allee in Mitte zwischen Alexander- und Strausberger Platz (fertig 2020). Auf der Südseite von Alt-Friedrichsfelde in Lichtenberg wird ein 30 Meter langer Abschnitt mit Pollern geschützt. 

Die Fasanenstraße in der City West erhält ebenfalls geschützte Radfahrstreifen, allerdings nur wenige Meter lang an den Kreuzungen mit dem Kurfürstendamm und der Kantstraße. Dagegen fordert Netzwerk fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf auf ganzer Länge eine geschützte Radspur. Auch in Neukölln üben Radaktivisten Kritik. Zwar soll die Karl-Marx-Straße zwischen Hermannplatz und Reuterstraße eine geschützten Radfahrstreifen bekommen – aber lediglich in Richtung Rathaus Neukölln.

Neue Fahrspuren für Radler

Radfahrstreifen und Schutzstreifen werden 2019 zum Beispiel in der Annenstraße in Mitte (beiderseits der Kreuzung mit der Heinrich-Heine-Straße), in der Berliner Straße in Französisch-Buchholz sowie in der Friederikestraße in Reinickendorf markiert. Laut Senat steht auch die Karl-Marx-Straße in Neukölln zwischen Hermannplatz und Weichselstraße, die Gitschiner Straße in Kreuzberg, die Danziger Straße in Prenzlauer Berg, die Amrumer Straße in Wedding und Alt-Friedrichsfelde (Südseite östlich Am Tierpark) auf dem Programm.

Radfahrstreifen sind daran zu erkennen, dass sie mit durchgezogenen weißen Linien vom übrigen Verkehr getrennt werden. Autos dürfen die Sonderwege nicht befahren, höchstens überqueren. Bei Schutzstreifen, gestrichelt markiert, ist das erlaubt.

Anti-Schlagloch-Programm

Auch in diesem Jahr ist die Sanierung von Radwegen geplant, teilte die Senatsverwaltung mit. Eine Auswahl von Schauplätzen: die Südseite der Seestraße in Wedding östlich der Müllerstraße, die Südseite der Königstraße in Wannsee zwischen Kleinem Wannsee und Eisenbahnüberführung, die Falkenseer Chaussee in Spandau westlich der Zeppelinstraße, die Oranienstraße zwischen Axel-Springer-Straße und Alte Jakobstraße, der Mehringdamm (ebenfalls in Kreuzberg) auf der Ostseite ab Schwiebusser Straße und die Bitterfelder Straße in Marzahn westlich der Klettwitzer Straße (Zweirichtungsradweg mit Mittelinsel).

Vorrang für Radler

Die Alberichstraße in Biesdorf war im Jahr 2000 die erste Fahrradstraße in Berlin. Inzwischen prangt das quadratische blau-weiße Verkehrszeichen an fast 20 Straßen in dieser Stadt. Dieses Jahr soll laut Senat eine weitere Fahrradstraße dazu kommen: Der Hegemeisterweg in Karlshorst wird 2019 dazu erklärt.

Immer noch weiß nicht jeder Autofahrer, was die Regelung bedeutet. Hier einige Hinweise: Es gilt Tempo 30. Wenn nötig, muss der Kraftfahrzeugverkehr die Geschwindigkeit weiter verringern. Autos sind nur erlaubt, wenn ein Zusatzschild sie ausdrücklich zulässt. Und: Radfahrer dürfen nebeneinander fahren.

Radwege werden gebaut

Auch separate Trassen für Radfahrer sind für 2019 geplant, so der Senat. Zu den Projekten gehören der Radweg zwischen dem Jungfernheideweg und der Dihlmannstraße in Siemensstadt und der Radwegauf dem Ostufer der Wuhle zwischen der Altentreptower und der Cecilienstraße in Marzahn-Hellersdorf.

Ebenfalls auf der Liste neuer Radwege steht die Verbindung Kameruner Straße/Togostraße sowie der Münsterberger Weg östlich der Gielsdorfer Straße in Kaulsdorf.

Pflasterstraßen werden asphaltiert

Kopfsteinpflaster nervt – und macht Radfahren unattraktiv. Darum werden auch in diesem Jahr Fahrbahnen asphaltiert. Dazu zählen die Braunschweiger Straße in Neukölln, der Jungfernstieg in Lichterfelde, die Rüdigerstraße vor dem Friedhof Friedrichsfelde sowie die Windscheid- und die Rönnestraße in Charlottenburg.

Keine neuen grünen Wellen für Radfahrer

In einem Rutsch ohne anzuhalten über mehrere Knotenpunkten fahren – grüne Wellen machen das möglich. Im Vorrangnetz Radverkehr, das in Berlin entsteht, „sollen im Rahmen des geltenden Rechts die Lichtzeichenanlagen für einen fließenden Radverkehr koordiniert werden“, steht im Mobilitätsgesetz. Doch in der Praxis ist das schwierig. Nicht nur, weil die Effekte von Umprogrammierungen von Ampeln gut bedacht werden sollten, sondern auch, weil Radfahrer unterschiedlich schnell unterwegs sind.

Zwar habe sich ein Versuch in der Uhlandstraße in Charlottenburg-Wilmersdorf, wo 2017 fünf Ampelanlagen umprogrammiert worden sind, als „grundsätzlich erfolgreich“ erwiesen, stellte die Technische Universität Berlin fest. Doch aktuell werden keine grünen Radlerwellen geplant, sagte Jan Thomsen. „Maßnahmen zur Verbesserung von Infrastruktur und Verkehrssicherheit haben Priorität.“