Das RAW-Gelände ist eine Chance für Berlin

Knaack-Klub, Tacheles, Griessmühle - einst waren sie Aushängeschilder der Clubszene in Berlin. Doch mit der wachsenden Stadt mussten immer mehr Institutionen schließen. Dass es auch anders geht, wird zurzeit auf dem RAW-Gelände geprobt.

Berlin-Was haben der Knaack-Klub, das Tacheles oder jüngst die Griessmühle gemein? Es sind Aushängeschilder der Ausgehstadt Berlin gewesen, des einstigen Zentrums des Tanzes weit nach Mitternacht, Orte der Kultur und der Subkultur, die in den vergangenen Jahren zumachen mussten – oder im Fall der Griessmühle ins Exil müssen.

Das Gelände in Friedrichshain ist einer der letzten großen innerstädtischen Ausgehorte.
Das Gelände in Friedrichshain ist einer der letzten großen innerstädtischen Ausgehorte.imago images/Future Image
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RAW-Gelände: Roh, hart, eine Legende

Mal genehmigten wie beim Knaack ignorante Behörden ein Wohnhaus an der Rückseite, was eine Fortführung des Clubbetriebs wegen des Lärms unmöglich machte. Beim Tacheles machte ein Investor einer alteingesessenen Touristenattraktion den Garaus, die von dem Ruf lebte, letzter Hort unangepassten Kulturlebens im durchgentrifizierten Bezirk Mitte zu sein.

Die pittoreske Kaufhausruine stand in jedem Berlin-Reiseführer. Jetzt entstehen dort teure Wohnungen, ein schwedisches Fotomuseum (Branchenspott „Ikea für Bilder“) soll als kulturelles Feigenblatt dienen. Beim Technoclub Griessmühle soll eine alte Nudelfabrik in Neukölln Büros weichen.

Dass es auch anders geht, wird zurzeit auf dem RAW-Gelände geprobt. Das Gelände in Friedrichshain ist einer der letzten großen innerstädtischen Ausgehorte, der sich in den Ruinen und auf den Brachen einnistete, die sich nach dem Mauerfall boten: roh, hart, eine Legende der Clubweltstadt an der Spree.

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In einem aufwendigen Beteiligungsverfahren wurden die unterschiedlichen Interessen abgewogen, aktuell versucht ein Workshop, den Gegensatz von Kultur und Kommerz aufzulösen. Gelingt dies, wird womöglich auch das provokante Motto des Workshops widerlegt: „Stadt essen Kultur auf“. Vielleicht nicht immer.