Das sind die Fahrrad-Trends 2016

Die Velo Berlin ist die größte Fahrradmesse Deutschlands. Und sie ist wieder ein Stück größer geworden: Mehr als 300 Marken und Aussteller zeigten am Wochenende auf dem Messegelände unterm Funkturm Neues aus der Fahrradwelt. 14.600 Besucher kamen. Das große Thema der sechsten Velo: die Rolle des Fahrrads in der wachsenden Stadt.

In zehn Jahren wird Berlin nach Schätzungen des Senats an die Vier-Millionen-Einwohner-Marke heranwachsen. „Diese Entwicklung werden wir nicht mit dem Auto bewältigen“, sagte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Andreas Geisel (SPD), der die Velo eröffnete.

Schon jetzt werden in Berlin jeden Tag 1,5 Millionen Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Für die Stadtplaner besteht die Herausforderung darin, die Infrastruktur anzupassen, damit die Berliner Radler sicher durch die Stadt kommen.

200 Kilometer Radwege habe man in den vergangenen Jahren gebaut, referierte Senator Geisel, und 100 Kilometer saniert. Das klingt viel, ist aber immer noch zu wenig. Das weiß Geisel: „An Plänen mangelt es nicht“, sagt er, „aber an der Umsetzung. Das Budget, das wir zur Verfügung haben, rufen wir gar nicht ab.“ Das müsse sich ändern. Das ist das eine. Das andere: „Wir müssen die Berliner davon überzeugen, dass das Auto in der Stadt keine Zukunft hat.“

Dafür nun war die Velo genau der richtige Ort. Ein Gang über die Messe war ein Blick in eben jene Zukunft, die auf dem Fahrradsattel liegt. Die Trends der Saison erzählen da alle dieselbe Geschichte.

Die E-Bikes

Sie sind das Fortbewegungsmittel, das selbst den bewegungsmuffeligen Geschäftsmann aufs Zweirad bringt. Shimano präsentierte ein E-Bike-Modell mit einer intelligenten Automatikschaltung. Mit der Zeit merkt es sich die Lieblingstrittfrequenz. Man muss sich also um gar nichts mehr kümmern, außer lenken.

Das Fahrrad, das ein Auto ersetzt

Da gibt es die Cargobikes, oft ebenfalls mit Elektromotor ausgestattet, mit großen Transportboxen und eingebauten Kindersitzen. Am Stand von Batavus war ein City-Bike-Modell zu sehen, das mit dem Preis „Fahrrad des Jahres 2016“ ausgezeichnet wurde, und zwar im Fahrradland Holland. Genau so sah es auch aus: groß, klobig, robust wie das gute alte Hollandrad, mit Lastenträgern hinten und vorne, für Einkäufe, Hund, die Liebste und was sonst noch so durch die Stadt transportiert werden muss.

Das vernetzte Rad

Zum Smartphone passt das Smartcycling. Das Frankfurter Start-up Cobi hat das Fahrrad gehackt und vernetzt: Navigation, Herzfrequenz messen, Diebstahlsicherung, alles möglich mit diesem Rad und der dazugehörigen App. Überhaupt Apps: Mediale Mobilität, wie dieser Sektor heißt, wird immer wichtiger, auch wenn es darum geht, in der Stadt die unterschiedlichen Transportmittel miteinander zu verbinden: Wo kann ich ein Fahrrad mieten, wenn ich aus der S-Bahn steige? Wo kann ich mein E-Bike aufladen? Wo steht die nächste Luftpumpe?

Fahrradgaragen

Wohin mit dem schicken Rad in der Stadt? Cervotec zeigte auf der Velo Boxen aus bruchsicherem Kunststoff, in die bis zu acht Räder passen, und Bike and Ride Box führte überdimensionale Schließfächer vor. Die kann man schon im Berliner Umland testen: am Bahnhof Potsdam Griebnitzsee.

Radmode

Und zwar mit der Betonung auf Mode. Der Berliner liebt zwar seine Multifunktionsjacke, aber es gibt zum Glück genug Designer in der Stadt, die modische Basisarbeit leisten. Zum ersten Mal zeigte der Berliner Designer Ben Weide eine Modenschau auf der Velo, mit wasserabweisenden Businesshosen und Jacketts mit Belüftungssystem unter den Achseln. Es muss sich also niemand mehr in unvorteilhafte Radlerhosen quetschen. Die Ausreden fürs Auto, das hat die Velo gezeigt, werden immer weniger.