Bezirksstadtrat Florian Schmidt: der Aktivist

Die Kreuzberger Bergmannstraße wird nach langem Hin und Her verkehrsberuhigt. Vorangetrieben hat das Konzept maßgeblich der Bezirksstadtrat Florian Schmidt, der sich scharfe Kritik gefallen lassen musste.

Ein Mann, eine Haltung: Florian Schmidt.
Ein Mann, eine Haltung: Florian Schmidt.dpa/Britta Pedersen

Berlin-Am Ende dann doch: Die Kreuzberger Bergmannstraße wird verkehrsberuhigt zwischen Nostiz- und Schleiermacherstraße, gesperrt für den motorisierten Individualverkehr, wie es so schön bürokratisch heißt. Bekanntgegeben hat dies das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und die Bürgermeisterin des Bezirks. Monika Herrmann (Grüne) verkündete nicht ohne Stolz, dass die beliebte Einkaufsmeile und das umliegende Viertel im südlichen Stadtzentrum nun Modell für den „Kiez der Zukunft“ werden soll.

Mit anderen Worten: weniger Autos, mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer. Das alles kann man gut oder weniger durchdacht finden, geebnet hat den Weg zu dieser Entscheidung jedoch sicherlich der grüne Bezirksstadtrat Florian Schmidt, kreuzberg-gerecht dem linken Flügel seiner Partei zuzurechnen. Der gebürtige Kölner ist umstritten in seiner Position und gilt vielen Berliner eher als Aktivist denn als Kommunalpolitiker. Für die Bergmannstraße musste sich Schmidt eine Menge teils bösartiger Kritik gefallen lassen, von Politik als auch von den Bürgern für „seine“ Ideen, die Bergmannstraße testweise lebenswerter zumachen. Darunter unschöne gelbe Parklets, Radwege und alberne Hinkelsteine.

Aufgehalten hat Schmidt das nicht, im Gegenteil: Am Ende hat sich nun die radikalste Idee zur Verkehrsberuhigung durchgesetzt, und das dürfte ganz im Sinne der Bezirksstadtrats sein, den man mit Fug und Recht als eine Art Robin Hood einer bestimmten Kreuzberger Wählerschaft sehen kann; Schmidt gilt in dem traditionell linken Bezirk als Anwalt all jener, denen die Gentrifizierung droht, sie aus ihren Häusern und ihrer meist selbstgewählten Heimat zu vertreiben. Mit dem Rückhalt großer Teile seiner Partei hat Schmidt mehrmals vom Rückkaufsrecht des Bezirks Gebrauch gemacht und Investoren Knüppel zwischen die Beine geworfen. Aktivist trifft es also ganz gut.

Seine Linie hat Schmidt zuletzt bestärkt, als es um die Pläne des Immobilienkonzerns Signa ging, das Karstadt-Gebäude am Hermannplatz zu einer Art historisch verbrämten Gotham-City-Palast zu gestalten, was durchaus seinen Reiz hätte. Mit Schmidt jedoch nicht zu machen, der in der Umgestaltung einen Versuch der Verdrängung und Verteuerung wittert und sonst nichts. Eine einseitige Meinung vielleicht, aber auf die wenigstens kann man sich bei Florian Schmidt durchaus verlassen.