Der Sommer ist erst zu zwei Dritteln vorbei, trotzdem zeichnet sich eine Sache ab: Da bislang bundesweit nur 42 Prozent der üblichen Regenmengen gefallen sind, könnte es der trockenste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Das wäre nicht weiter dramatisch, wenn dieses Extrem – so wie früher – eine Ausnahme wäre. Aber solche Extreme sind inzwischen die Regel. Seit 2010 waren alle Sommer wärmer als der Referenzzeitraum 1961 bis 1990.
Besonders betroffen: Die trockenste deutsche Region Berlin-Brandenburg. Dort fiel das letzte mal 2017 ungewöhnlich viel Regen. Von den fünf Jahren danach waren vier Dürrejahre. Nur im vergangenen Jahr regnete es mal mehr: immerhin acht Prozent über dem Schnitt.
Wir brauchen nicht nur eine andere Einstellung zum Klima, sondern auch zum Wetter. Eine Einstellung zu ändern, beginnt im Kopf. Beim Denken. Doch die freundlich-fröhlichen Radiomoderatoren dieser Stadt sprechen noch immer von „schönem Wetter“, wenn es tagelang mehr als 30 Grad sind.
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Die meisten sind noch immer geprägt von der „guten alten Zeit“, als es zu den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter auch noch das in diesen Breiten lange Zeit übliche Wetter gab. Zum Beispiel Schnee im Winter, der im Frühling langsam versickerte und so zum Lebenselixier der erwachenden Pflanzen wurde oder zu Grundwasser.
Regen ist der neue Schnee, oder?
— Tipsy, die Havel-Queen 🧜♀️ (@AstridBullerbue) April 29, 2020
Der Begriff „schönes Wetter“ muss endlich umgedeutet werden: Im diesem Trockensommer wäre es schön, wenn es endlich mal einen langen Landregen gäbe. Die fröhlich-freundlichen Stimmen im Radio müssen sagen: „Heute steht wieder ein drückend heißer Tag an, 32 Grad, keine Wolke, keine Abkühlung für Mensch, Tier und Pflanzenwelt, kein Regen, der uns aufatmen lässt und die Stadt mal etwas runterkühlt.“ Erst dann begreifen wir, dass Sonne nicht nur schön ist, sondern auch tödlich sein kann für die Natur.