Der beste Bauer der Region kämpft ums Überleben – und gegen den Klimawandel

Benedikt Bösel betreibt seinen Hof ausgerechnet in einer der trockensten Regionen in ganz Deutschland. Trotzdem will er nun Landwirt des Jahres werden.

Landwirt Benedikt Bösel betreibt einen Bio-Hof in Ostbrandenburg.
Landwirt Benedikt Bösel betreibt einen Bio-Hof in Ostbrandenburg.Privat

Dass Benedikt Bösel eine feine Art von Humor hat, zeigt die Namenswahl seines Betriebes: Der Landwirt nennt seinen Bauernhof in Alt Madlitz „Gut & Bösel“. Humor zeigt auch der Titel, den er sich selbst gegeben hat: „Geschäftsführender Hausmeister“. Jedoch gar keinen Spaß versteht der 37-Jährige, wenn es um seine Branche geht. „Die Landwirtschaft ist in jeder Gesellschaft die wichtigste Arbeit, weil es um die Ernährung aller geht“, sagt er, „aber unsere Arbeit findet einfach zu wenig Beachtung.“ Deshalb mache er beim Wettbewerb Landwirt des Jahres mit. Er will quasi für seine Branche werben.

Im bundesweiten Wettbewerb um den Ceres Award 2022 sind noch 30 Kandidaten im Rennen. Bösel ist der einzige aus Brandenburg-Berlin. An der Auszeichnung hängen 20.000 Euro, sie ist damit der höchstdotierte Preis dieser Art in Deutschland und wird im Herbst vom Landwirtschaftsverlag verliehen.

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Bösel tritt in der Kategorie Management an. Der Mann aus Ostbrandenburg hat zuerst in der Finanzwirtschaft gearbeitet – bis 2006. „Nach zehn Jahren habe ich mich entschieden, meine Verantwortung auf dem Hof anzunehmen, und habe den Betrieb von den Eltern übernommen.“

Auf Gut & Bösel geht es um 3000 Hektar Land, davon 2000 Hektar Wald, es geht um 30 feste Mitarbeiter und zehn Praktikanten, es geht um 130 Rinder und 300 Hühner, es geht um die möglichst naturnahe Produktion von Getreide, Fleisch, Obst, Nüssen und Eiern.

Kooperation mit Forschern

Er habe immer einen engen Bezug zu Landwirtschaft und Natur gehabt, sagt Bösel. „Aber erst als ich den Hof übernommen habe, wurde mir richtig klar, was das für eine totale Herausforderung ist.“

Denn Ostbrandenburg gehört zu den trockensten Regionen bundesweit, dazu kommen die nährstoffarmen Sandböden. Das sind schlechte Ausgangsbedingungen. „Dazu der Klimawandel“, sagt er. „Andernorts wird noch darüber diskutiert, bei uns ist er längst da.“ Seit 2018 gab es drei Dürrejahre in Folge. „Und das vierte war auch nicht viel besser. Wir kämpfen ernsthaft ums Überleben.“

Deshalb setzt er auf Wissenschaft und experimentiert. „Am Anfang dachte ich, die Technologie ist der Schlüssel für alles, aber mit der Technologie versuchen wir häufig nur, die Symptome zu bekämpfen. Wir müssen die Ursachen der Probleme verstehen und ändern.“

Ganz konkret heißt das: Mit welchen Pflanzen können Erträge verbessert werden sowie die Böden, die Nährstoffkreisläufe, die Artenvielfalt. „Wir suchen Lösungsansätze für Probleme, vor denen bald alle Landwirte stehen werden.“