Deutsche Wohnen offen für Wohnungsverkäufe: Berliner Mietverein fordert weitere Schritte
Die Debatte über den Umgang mit dem größten privaten Vermieter in Berlin, der Deutsche Wohnen, bekommt weiteren Schwung. Nachdem die Deutsche Wohnen am Freitag die Bereitschaft signalisiert hatte, Berlin bei etwaigen Wohnungsverkäufen als Erwerber „zu präferieren“, forderte der Berliner Mieterverein (BMV) am Montag weitere Schritte. „Wenn die Deutsche Wohnen ihre Aussagen ernst meint, sollte sie dem Land Berlin Siedlungen anbieten“, sagte BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. Das Land dürfe dann aber keine Preise zahlen, die über den bisher üblichen Preisen bei Wohnungsankäufen liegen.
Die Deutsche Wohnen hatte ihr Angebot unmittelbar als Reaktion auf den Wunsch des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) geäußert, der den Erwerb der ehemaligen GSW-Wohnungen durch das Land Berlin bei seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz am Freitag als Ziel formuliert hatte. Dabei stellte die Deutsche Wohnen klar, dass „die GSW als Ganzes nicht zum Verkauf“ stehe. Das Unternehmen sei jedoch „grundsätzlich an einer Kooperation mit Berlin interessiert“, so der Vorstandsvorsitzende Michael Zahn.
Enteignung als Ziel
Berlin hatte die einst städtische Wohnungsbaugesellschaft GSW im Jahr 2004 mit rund 65.000 Wohnungen an ein Konsortium verkauft. Später wurde die GSW von der Deutsche Wohnen übernommen. Heute gehören nach Angaben der Deutsche Wohnen noch 51.000 Wohnungen zur GSW. Die Deutsche Wohnen besitzt mit Stand vom 30. September 2018 rund 115.000 Wohnungen im Großraum Berlin. Die Deutsche Wohnen mochte am Montag keine näheren Angaben zu möglichen Verkaufsobjekten machen. „Wir kaufen und verkaufen, es ist immer eine Bewegung da“, sagte Unternehmenssprecherin Manuela Damianakis.
Müllers Äußerungen sind vor dem Hintergrund einer Initiative zu sehen, die sich die Enteignung der Deutsche Wohnen und anderer großer Immobilienunternehmen zum Ziel gesetzt hat. Dazu wird, wie berichtet, ein Volksbegehren angestrebt. Ziel ist es, Unternehmen mit mehr als 3000 Wohnungen auf Grundlage des Artikels 15 des Grundgesetzes zu enteignen, wobei eine Entschädigung gezahlt werden soll. Die Linke unterstützt den Vorstoß, bei SPD und Grünen gibt es Sympathien dafür.
Für den Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf Oliver Schruoffeneger (Grüne) wäre es zwar gut, wenn die GSW-Wohnungen in Landesbesitz kämen. Das reicht ihm aber nicht. „Wir brauchen dringend ein Angebot an Immobilienbesitzer, die sich von ihrem Besitz trennen wollen, aber dabei die Interessen Ihrer Mieter im Auge behalten wollen“, sagte er. Mehr als 50.000 Wohnungen würden pro Jahr in Berlin verkauft. Viele davon landeten „bei den großen, auf schnellen Gewinn orientierten Investoren“.