Berlin-Wedding-Mitten hinein in die steigende Zahl von Neuinfektionen mit dem Coronavirus platzt ein Warnstreik an der Charité. Mitarbeiter der Transport-, Logistik- und Versorgungsdienste sind am Mittwoch in den Ausstand getreten, um Druck auf die Tarifverhandlungen zu machen und den Arbeitgeber dazu zu zwingen, die Auslagerung von Diensten an Fremdunternehmen zurückzunehmen. Nach Angaben der Charité haben sich am ersten Streiktag „keine wesentlichen Beeinträchtigungen“ ergeben. Die Patientenversorgung und -sicherheit sei nicht in Gefahr. Es könne jedoch zu „zeitlichen Verzögerungen“ kommen. Dabei werde „hausintern nach Prioritäten abgestimmt gehandelt“.
Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatten sich am Mittwoch zur Mittagszeit etwa 450 Mitarbeiter vor dem Virchow-Klinikum in die Streiklisten eingetragen. Aufgerufen sind 2500 Beschäftigte, etwa 800 davon sind gewerkschaftlich organisiert.
„Mit der ersten Resonanz sind wir relativ zufrieden“, sagte Daniel Turek, Mitglied der Tarifkommission der Gewerkschaft, in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung. Der 36-Jährige ist Versorgungsassistent am Charité-Klinikum Benjamin Franklin in Steglitz und damit verantwortlich dafür, dass die Stationen und Abteilungen die benötigten Materialien erhalten. Diese Tätigkeit wie etwa auch der Krankentransport, die Abfallentsorgung, Reinigung und Sterilisation sowie die gesamte Essensversorgung für die Patienten wird von der Charité Facility Management (CFM) übernommen. Die CFM gehört seit 2019 wieder zur Charité, ist aber weiterhin eine Billig-Tochter.
Seit Juli vorigen Jahres führt Verdi mit der CFM Tarifverhandlungen. Ziel ist eine Orientierung am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. In der laufenden Tarifrunde hatte es bereits Warnstreiks im Februar, März und Juli gegeben. Im Frühjahr wurden die Verhandlungen aus Infektionsschutzgründen ausgesetzt. Nun sollen sie wieder aufgenommen werden – deshalb nun der Streik.
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Am Freitagmorgen wollen sich die Streikenden im Invalidenpark versammeln und darüber abstimmen, ob der Warnstreik fortgesetzt werden soll.