Die Post streikt und keiner merkt’s
Der Warnstreik des Zustellers sorgt dafür, dass Briefe und Pakete verspätet ankommen. Aber wer hat jemals Post an einem Montag bekommen? Ein Kommentar.

Am Montagmorgen rief der Landesverband der Gewerkschaft Verdi die Brief- und Paketzusteller in Berlin und Brandenburg auf, den gesamten Tag über die Arbeit niederzulegen. Am Dienstag soll erneut gestreikt werden.
Es geht natürlich ums Geld, 15 Prozent mehr will die Gewerkschaft für die 160.000 Tarifbeschäftigten, der Post-Vorstand lehnt die Forderung als unrealistisch ab. Die Verhandlungen gehen am 8. und 9. Februar in Düsseldorf in dritter Runde weiter. Die Post hat angekündigt, dann ein Angebot vorlegen zu wollen. Das sind die Fakten, Ausgang offen. Der Postkunde bekommt das Ergebnis unmittelbar zugestellt, besser gesagt: nicht zugestellt, denn an den beiden Tagen werden keine Pakete oder Briefsendungen ausgeliefert, die mit der Deutschen Post verschickt wurden.
Hätte ich diese Nachricht nicht am frühen Morgen im Inforadio gehört, hätte ich von dem Streik nichts gemerkt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals an einem Montag Post bekommen hätte. Oder ein Paket. Oder auch nur die obligatorische Nachricht, dass man mich leider nicht angetroffen habe. Und das, obwohl ich die Klingel nicht aus den Augen beziehungsweise Ohren gelassen habe.
Wen soll denn so ein Warnstreik treffen? Die Postkunden sicherlich nicht, mal abgesehen davon, dass Pakete und Briefe noch später weitergeleitet und ausgeliefert werden. Was sicherlich ärgerlich ist. Aber ich als Privatkunde bekomme davon in der Regel nichts mehr mit. Ich kenne auch niemanden, der ernsthaft – also beruflich – auf die pünktliche Zustellung von Warensendungen oder Dokumenten angewiesen ist und hierfür die Deutsche Post bemüht. Mein Gefühl ist, dass die meisten Menschen bei diesem Thema resigniert haben. „Die Beziehung ist kompliziert“, würde man das bei Facebook nennen.
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