Die wissenschaftliche Erfolgsgeschichte Berlins muss weitergehen
Berlin hat große Projekte in der Wissenschaft vorangebracht. Deren Vertreter fordern einen runden Tisch, damit das Thema nicht unter den Tisch fällt.

Berlin-Berlin ist einer der wichtigsten Wissenschaftsstandorte der Welt. Hunderttausende Menschen sind hier beschäftigt. Und so passte es gut, dass die Wissenschaft unter dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) in den vergangenen fünf Jahren Chefsache war. Er und sein geschickt agierender Staatssekretär Steffen Krach (SPD) brachten die Stadt hier sichtbar und erfolgreich voran.
Beide schafften sogar, was bis dahin niemand geschafft hatte: Dass das Grundgesetz geändert wurde, um das neue Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) – mit jährlich 70 Millionen Euro vom Bund – dauerhaft in die Charité eingliedern zu können. Sie förderten die Bündelung der Kräfte der drei großen Berliner Universitäten, die erstmals gemeinsam im bundesweiten Exzellenzuni-Wettbewerb antraten – und siegten. Zu ihrer Bilanz gehört, dass in Berlin-Wedding für 387 Millionen Euro das modernste Herzzentrum Europas entsteht und dass das Naturkundemuseum für 660 Millionen Euro zu einem führenden Campus für Natur und Gesellschaft umgebaut wird.
Doch die Frage ist: Wird es künftig solch eine glückliche Fügung geben, um die Belange der Wissenschaft erfolgreich durchzusetzen? Hat die bisherige Kasseler Dezernentin Ulrike Gote, als neue Wissenschafts- und Gesundheitssenatorin avisiert, die Erfahrung und das Standing dafür? Wird sie nicht schon allein durch die Anforderungen im Gesundheitsbereich mitten in der Pandemie völlig überlastet sein?
Berliner Wissenschaftler befürchten, dass es eher bergab gehen könnte. Bereits vor vielen Wochen forderte eine Berliner Wissenschafts-Initiative einen runden Tisch mit der Politik. Es müssten weiter Bedingungen geschaffen werden, um die Forschungsmetropole auszubauen, erklärten die Initiatoren.
Zu den Forderungen gehören: schnellere, unbürokratischere Berufungen von Spitzenforschern, Fördergelder für Start-ups, bessere Infrastrukturen, Programme für mehr Diversität. Berlin könnte seine Chance nutzen, auf Gebieten wie Medizin, Biodiversität und künstliche Intelligenz weltweit führend zu werden. Dafür muss aber die Wissenschaft auch als das behandelt werden, was sie ist: das eigentliche Zukunftsressort der Hauptstadt.