Diebstahl in Berlin: Immer mehr geklaute Autokennzeichen

Berlin - In Berlin werden immer mehr Autokennzeichen geklaut. Im vergangenen Jahr erfasste die Polizei 6844 Diebstähle - 2009 waren es mit 4588 solcher Fälle noch rund ein Drittel weniger. Eine plausible Erklärung für den Anstieg gebe es zwar nicht, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf der Nachrichtenagentur dpa. Viele der gestohlenen Nummernschilder würden jedoch erfahrungsgemäß für weitere Straftaten genutzt.

Jahr für Jahr werden in Deutschland Tausende Kennzeichen gestohlen - und die Tendenz ist steigend, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen, wo im vergangenen Jahr 20 309 Kennzeichen verschwanden.

Experten zufolge tanken Kriminelle mit geklauten Kennzeichen und machen sich aus dem Staub, verschieben damit gestohlene Autos oder benutzen die TÜV-Plaketten. „Es sind Fälle bekannt geworden, bei denen entwendete Kennzeichenschilder an nicht mehr angemeldeten und versicherten Fahrzeuge angebracht wurden“, sagte Neuendorf.

Der ADAC ist alarmiert. „Wir beobachten die Diebstähle mit Sorge“, sagt Carsten Zorger vom Landesverband Berlin-Brandenburg. „Denn auf den Kosten bleiben die Bestohlenen sitzen. Und oft kommt es zu unangenehmen Folgen.“ An einem Fluchtauto angebracht, können geklaute Kennzeichen für Bestohlene schnell zum Alptraum werden - spätestens, wenn die Polizei plötzlich vor der Haustür steht. So überfielen etwa 2011 zwei Räuber in Berlin Bankangestellte, als diese einen Geldautomaten befüllten und flüchteten mit einem Auto. Dieses wie auch das Nummernschild waren in der Nacht zuvor gestohlen worden. Die Polizei rät Opfern, sofort Strafanzeige zu erstatten, wenn die Schilder weg sind.

Wie viele Schilder für Straftaten missbraucht werden, ist offen. Die meisten Fälle bleiben ungeklärt. „Jedoch kann nicht bei jedem entwendeten Kennzeichen auf eine Folgetat geschlossen werden“, sagte Neuendorf. „Ein Teil der Schilder dürfte auch einfach verloren oder von Souvenirjägern gestohlen worden sein.“ Das Wunschkennzeichen ist dann vorerst weg. Geklaute Schilder werden vorerst gesperrt.

Ein Nummernschild zu stehlen, ist heute recht einfach: An vielen Neuwagen werden sie nicht mehr angeschraubt, sondern nur noch eingehängt. Der ADAC rät deshalb Autobesitzern, ihr Kennzeichen beim Händler anschrauben zu lassen. „Je schwerer es die Diebe haben, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Schilder geklaut werden.“

Der Aufwand für bestohlene Autofahrer ist groß: Bevor sie sich ein neues Nummernschild holen können, müssen sie Strafanzeige bei der Polizei stellen und den Verlust bei der Kfz-Zulassungsstelle angeben und ein neues Kennzeichen bestellen. Allein dafür fallen in Berlin je nach Aufwand 27,40 Euro bis 35,90 Euro an. Die Kosten für die Prägung liegen je nach Anbieter zwischen 25 bis 45 Euro.

Der Kennzeichenklau hat Experten zufolge auch mit dem Diebstahl von Autos zu tun. In keiner anderen deutschen Großstadt werden laut Bundeskriminalamt so viele Autos gestohlen wie in Berlin. Im Vorjahr verschwanden hier 212 Fahrzeuge je 100.000 Einwohner.

Viele werden von organisierten Banden ins Ausland gebracht. Um beim Transport über die Grenze nicht so schnell entdeckt zu werden, würden an den Wagen fremde Kennzeichen angebracht, sagt Neuendorf. „Ein gestohlenes Kennzeichen fällt nicht so schnell auf, die Fahndung danach erfolgt darum oft erst später.“ Und bis dahin seien die Wagen samt Kennzeichen längst verschwunden.