Dienst im Strafvollzug: Berlin wirbt um Soldaten als Gefängniswärter

Händeringend sucht die Berliner Justiz nach Mitarbeitern für den Strafvollzug. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in den acht Einrichtungen liegt derzeit bei über 50 Jahren. Nachwuchs muss her, aber der ist rar, denn die Arbeit ist schwer: Schichtdienst in einer Sieben-Tage-Woche und der Umgang mit zum Teil gefährlichen Menschen gehört zum Alltag dieser Berufsgruppe.

So rührt Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) am Donnerstag in der JVA Plötzensee selbst die Werbetrommel für den Dienst hinter Mauern, Gittern und Stacheldraht. 70 Bundeswehrsoldaten und -soldatinnen, deren Verträge in der nächsten Zeit auslaufen, sind gekommen, um sich das Angebot anzuhören. Der Senator versucht es erst gar nicht mit blumigen Lockungen. Er macht es direkt.

Einfach mal umschauen

Trotz des angespannten Landeshaushaltes, sagt Heilmann, würden in Kürze die Bezüge für Justizbeamte angehoben. Anwärter bekämen dann 1400 Euro monatlich statt 1029 Euro. „Das erleichtert manchem vielleicht den Übergang“, hofft der Senator. Nach der Ausbildung sei man ohnehin auf der sicheren Seite, als Beamter mit Beförderungschancen.

Amadeus Hillmert ist einer der 70 Soldaten, die zu der Informationsveranstaltung gekommen sind. Derzeit dient er noch als Stabsunteroffizier in einem Logistik-Bataillon im brandenburgischen Beelitz. Eine Fortsetzung seines Berufslebens im Justizdienst wäre zumindest in den beiden Ausbildungsjahren für ihn mit finanziellen Einbußen verbunden. „Doch ich stamme aus Berlin und mein Lebensmittelpunkt liegt immer noch hier in der Stadt“, sagt er. Deshalb wolle er sich einfach mal umschauen und über die Möglichkeiten informieren. Eine Tätigkeit im Jugendvollzug könne er sich durchaus vorstellen. Hillmert arbeitete als Erzieher, bevor er zur Bundeswehr ging.

Aktion soll jährlich stattfinden

Für 1500 bis 2000 Soldaten in Berlin und Brandenburg enden alljährlich ihre Zeitverträge mit der Bundeswehr. „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass rund ein Drittel von ihnen Interesse an einer Anstellung im öffentlichen Dienst hat“, sagt Gerald Langner vom Berufsförderungsdienst der Bundeswehr.

Die Veranstaltung in der JVA sei ein Pilotprojekt, erläutert er. In Plötzensee sei man zum ersten Mal, aber in der Zukunft sollen solche Aktionen jährlich stattfinden. „Ähnliches haben wir bisher mit der Brandenburger Polizei und auch mit der Feuerwehr mit großem Erfolg organisiert.“ Deshalb sei man vor einiger Zeit an die Berliner Justizverwaltung herangetreten und habe dort offene Ohren gefunden. Der Auftritt des Senators setze zudem ein Signal, wie wichtig Berlin diese Aktion sei, ist Langner überzeugt.

125 offene Stellen

„Wir wollen uns öffnen“, versichert der Leiter der Vollzugsanstalt Plötzensee, Thorsten Luxa. Aus dem Munde eines Gefängnisleiters klingt ein solcher Satz ein wenig merkwürdig. Zuvor hatte einer der Mitarbeiter zu erklären versucht, wie wenig das von Kriminalfilmen vermittelte Bild vom Strafvollzug mit der Wirklichkeit in einem Gefängnis zu tun habe.

Abwechslungsreich und vielfältig sei die Tätigkeit, hieß es da, was man sich bei einem Blick von außen tatsächlich nur schwer vorstellen kann. Fordernd natürlich auch. Bei einem Rundgang wird den Soldaten die Fahrzeugwerkstatt und das Haftkrankenhaus gezeigt. Auch einen Blick in die Zellen dürfen sie kurz werfen.

125 Stellen müssten im nächsten Jahr neu besetzt werden, sagt Anstaltsleiter Luxa. Erfahrungsgemäß sichte man dafür rund 1000 Bewerber. Bundeswehrsoldaten seien aussichtsreiche Bewerber: Sie verfügen meist über eine abgeschlossene Berufsausbildung und über einige Lebenserfahrung.

Reaktionen eher zurückhaltend

Hillmert bleibt nach dem Rundgang durch die JVA Plötzensee zunächst einmal zurückhaltend. „Ich bin immer noch interessiert“ sagt er nur. Entscheiden mag er sich noch nicht. Ein Eindruck allein ist einfach nicht ausreichend für ein abschließendes Urteil. Aber Hillmert hat auch noch ein wenig Zeit. Bis zum Herbst 2016 hat er noch einen Vertrag mit der Bundeswehr.