Dresdner Bahn: Beispiel einer deutschen Sklerose
In diesem Fall ist er angebracht, der abgedroschene Spruch „Was lange währt, wird endlich gut“. Im 30. Jahr nach dem Mauerfall gehen Bauleute in Lichtenrade endlich daran, mit dem Neubau der Dresdner Bahn eine der letzten teilungsbedingten Lücken im Verkehrsnetz der Region zu schließen.
Flughafenexpress zum BER, Eurocity nach Prag
Auch wenn es noch bis 2025 dauert, bis dort erstmals ein Flughafenexpress zum BER, erstmals ein Eurocity nach Prag fährt: Eine Agonie, deren Dauer selbst für deutsche Verhältnisse rekordverdächtig ist, geht nun zu Ende.
Gäbe es eine Liste der Projekte, die besonders unter der deutschen Sklerose gelitten haben – dieser Lückenschluss würde dazugehören. Dass Anwohner schon früh protestierten, ist nicht das Problem. Das ist ihr gutes Recht. Aber bei aller Sympathie für die Bürger geriet früheren Senatsmannschaften, angeleitet vom damaligen Lichtenrader Promi Klaus Wowereit (SPD), das Gemeinwohl aus dem Blick.
Folge war die jahrelange Unterbrechung des Planfeststellungsverfahrens – ein ungewöhnlicher Vorgang. Auch der Bund war erst nach vielen Jahren Manns genug, den Bürgern zu sagen, dass ein Tunnel viel zu teuer ist.
Populismus, Feigheit, übertriebener Sparzwang, Überregulierung
Als die Planungen endlich begannen, trat wiederum die Bahn auf die Bremse. Unter Hartmut Mehdorn geriet das teure Infrastrukturprojekt in Misskredit. Später verursachten Unmengen von Normenänderungen weitere Verzögerungen. So lag die Genehmigung erst nach 18 Jahren vor.
Dass Anwohner vor Gericht zogen, ist ebenfalls ihr gutes Recht. Es waren andere Faktoren, die dazu beitrugen, dass dieses Projekt eine für Deutschland so peinliche Vorgeschichte hat: Populismus, Feigheit, übertriebener Sparzwang, Überregulierung – das ist die deutsche Sklerose.